Hinnehmen und Bewirken

Falls Sie mindestens kreisstadtmäßig urban wohnen und demnächst 49 Minuten Zeit bei Tageslicht haben, was zugegebenermaßen im Januar etwas anspruchsvoll klingt, habe ich einen unterhaltsamen Vorschlag für Sie. Hören Sie sich den folgenden Podcast vom Deutschlandfunk zum „Überschreiben der Städte“ und zur Grenze zwischen Kunst und Widerstand an. Es geht um Graffiti, hören Sie das, während Sie selbst spazierengehend auf die Graffitis der eigenen Stadt gucken. Ich habe das tatsächlich so getestet, und es hat mir Spaß gemacht. In der Sendung werden an mehreren Stellen auch Graffitis vorgelesen und beschrieben. Man sieht dann unwillkürlich zumindest für einen Moment wieder etwas genauer auf die Tags in der eigenen Gegend.

Laut gelacht habe ich beim Hören, als einer der interviewten Sprayer mit dem gebotenen Ernst des Meisters sagte, dass man es aber von der Pike auf lernen müsse, dieses Verzieren der Häuserwände. Ich möchte wetten, dass er es mit erhobenem Zeigefinger gesagt hat, es klang so. Gleich habe ich die Ärzte dabei im Ohr gehabt: „Geh doch zu Onkel Werner in die Werkstatt.

Es wird außerdem der Song „Rappers Delight“ von der Sugarhill Gang kurz angespielt, bei dem ich eben auf die Talkshow-Version von Sandra Bullock verweisen möchte, falls Sie die nicht kennen:

Es lohnt aber auch unbedingt, sich das Original des Songs noch einmal anzusehen und nebenbei festzustellen – das Ding ist bereits unfassbare 45 Jahre alt. Meine Güte. Dann ist man selbst also auch mindestens … ab und zu trifft es einen doch.

Aber apropos. Gerade las ich bei Heinz Bude, in seinem „Abschied von den Boomern“, dass uns, ich zitiere sinngemäß, um den sechzigsten Geburtstag herum – das trifft auf mich allmählich zu – klar wird, „was man hinnehmen muss und was man noch bewirken kann.“ Und obwohl es Heinz Bude beim Schreiben des Buches nicht wissen konnte, ist auch das ein trefflich passender Satz, bzw. ist es eine passende Frage gerade für die Besinnungsarbeit am Anfang des Jahres 2025.

Schöne Grüße auch an die Leserinnen in Österreich, aber das nur am Rande und ohne jede Überheblichkeit. Wir werden hier früh genug dran sein.

Ein Aufklkeber an einem Ampelmast: Merz muss weg.

Wo war ich. Ach ja, der Song. Noch mit Krawatte dargebracht, das glaubt einem auch keiner, wenn man es nicht gesehen hat. Ruhig etwas lauter machen, ne.

Und bei arte kann man, wenn man sowieso schon bei diesen Themen gelandet ist, passend gerade etwas zu den Wurzeln der Hiphop-Kultur und auch noch etwas weiter zurück, bis zu Funk und Soul und wiederum deren Anfängen etwas lernen.

Nämlich in dieser vierteiligen Doku über James Brown, die mir als Wochenendunterhaltung diente: Say it out loud. Wieder einiges gelernt dabei. Musikgeschichte find ich meist halbwegs entspannend, obwohl nicht gerade wenig Politik in den Folgen vorkommt.

Danach noch etwas James Brown gehört, mit deutlich mehr Kenntnis, das war also ein Gewinn.

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