Im Freizeitpark bei Nacht

Gehört: Ein Zeitzeichen zum Geburtstag von Rio Reiser.

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Um es vorwegzunehmen, die Antwort auf die vorgestern so hoffnungsfroh gestellte Frage, was die Maus am Donnerstag macht, sie fiel doch eher ernüchternd aus. Man hätte beim vollständigen Memorieren des Gedichtes gewarnt sein können, ich weiß.

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Es kommt am Vormittag eine Mail an meinen Abi-Jahrgang-Verteiler. Das jährliche Update der Adressen etc. Es wird darin vorausschauend darauf hingewiesen, die beruflichen Mail-Adressen vielleicht einmal gegen private Varianten auszutauschen, rechtzeitig vor Eintritt des Rentenalters. Und guck, da war das Thema wieder.

Im Büro passend dazu der Smalltalk mit den Kolleginnen, die noch wenige Wochen vor sich haben, noch einige Monate, noch ein Jahr …

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Der Deutsche Wetterdienst meldet währenddessen den Blühbeginn der Hasel in Norddeutschland. Wird sind damit, ob es heute noch einmal schneit oder nicht, im Vorfrühling angekommen. Früher als gewöhnlich, aber wer würde sich noch wundern. Die Nordsee ist warm wie nie und LA brennt ab, das ging auch durch die Nachrichten. Man liest es so nebenbei oder schon nicht mehr, wie die anderen Meldungen aus dieser Rubrik.

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Mehr Positives müsste man finden. Wir merken es alle, wir reden ja auch alle immer öfter davon, online und offline. „Was ist eigentlich gut?“ Vor ein paar Tagen erst habe ich genau diese Frage wörtlich in einem eher beiläufigen Gespräch gehört. Und man wird dann auch noch fündig.

Ich habe es einfach. Ich muss für das Gute nur einschlafen, denn ich träume sensationell. Richtig gut träume ich. Wobei ich sonst nicht zum Selbstlob neige, aber träumen kann ich, so viel steht fest. Auf äußerst angenehme Art unterhaltsam träume ich. Manchmal auch im genau richtigen Ausmaß anspruchsvoll. In jedem Fall aber wahnsinnig interessant und auch mitreißend, um das von mir so sehr gehasste Wort spannend zu vermeiden. Mitunter auch auf eine faszinierende Art seltsam, abgedreht und abstrakt. Und selbstverständlich auch nicht ohne explicit content. Für den ich nicht einmal nachweisen muss, dass ich wirklich mindestens achtzehn Jahre alt bin, für den ich auch nicht erst Warnungen wegklicken muss, es ist komfortabel eingerichtet.

Vor allem aber, wenn man die Lage der Wirklichkeit bedenkt, träume ich insgesamt verblüffend erbaulich. Ja, das ist im Ernst das treffende Wort. Ich komme gestärkt aus meinen Träumen heraus, ich stehe frühmorgens auf wie seelisch frisch betankt. Und das fast vollkommen verlässlich. Wie bestellt also, wie per Abo und gerne wieder.

Am Ende wird es so etwas wie eine seelische Inversions-Wetterlage sein. Ich nehme doch an, die andere Variante wird üblicher sein. Dass also die Nächte noch schlechter sind als die Tage, dass man unter Albträumen leidet und sich nachts an seinen quälenden Ängsten, Sorgen etc. abarbeitet. Dass man von den zahllosen Problemen der wach verbrachten Stunden bis weit in den unruhigen Schlaf hinein belästigt und verfolgt wird.

Ich dagegen habe die heile Welt bei Nacht. Freizeitpark nichts dagegen.

Die Nacht ist da, das was gescheh‘“, so sang Gustav Gründgens einst. Über den ich lieber nicht lange nachdenken will, sonst bringen mich die Assoziationen zu seinem Lebenslauf erneut in Gefahr, da muss ich im Geiste schnell eine Kurve nehmen.

Sonst lande ich am Ende doch bei den aktuellen Themen und also auch bei dem Elend mit den Rechten. Sonst müsste ich noch einmal eine Stunde schlafen, um die Belastungen des Wachzustandes erneut auszugleichen.

Plötzlich wieder so müde. Dermaßen müde.

Ein Aufkleber "Nie wieder Faschismus" auf der Rückseite eines Verkehrsschildes

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2 Kommentare

  1. Am „spannendsten“ dabei finde ich, dass man(n) sich offensichtlich an seine Träume erinnern kann … mir passiert das eher selten und nur, wenn es besonders absurd war. Was ich dabei tatsächlich vermisse: in jungen Jahren bin ich häufig geflogen. Schade, dass das aufgehört hat ….

  2. Hier so Binge Dreaming. Ich schlafe, träume, wache auf zum Pinkeln, träume das Traumthema mit fortgeführter Handlung weiter, wache auf zum Pinkeln und träume die Handlung in einer nächsten Folge weiter. Streaming-Dreaming. Sensationell!

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