Der Raps um Syke herum

Gesehen: Eine arte-Doku über Lauren Bacall und Humphrey Bogart in der Reihe „Legendäre Liebespaare.“ Irgendwo muss die Motivation ja herkommen, nicht wahr.

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Wir sind nach Nordostwestfalen gefahren, ins Heimatdorf der Herzdame. Wie in jedem Jahr zu Ostern, wenn nicht gerade eine neue Pandemie ausbricht. Über graues Land im Regen fuhren wir, unter schwerem, tiefhängendem Himmel. Es war ein ungewohnt gewordener Anblick nach all den Wochen der besonnten Trockenheit in Hamburg.

Von der Autobahn wurden wir wiederum abgeleitet und kurvten durch die Dörfer, es war erneut eine Strecke, auf der wir nie vorher gefahren sind. Man könnte glauben, dass ich nach über zwanzig Jahren auf dieser Route irgendwann alle Varianten durchhaben müsste, um das Ziel knapp hinter der Grenze zu NRW zu erreichen, aber dem ist nicht so. Niedersachsen liegt in einer erstaunlich breit aufgefächerten Form vor, es gibt eine beachtliche Vielfalt der Möglichkeiten, da durchzukommen. Labyrinth nichts dagegen, aber immer und von überall weist irgendein Schild nach Syke. Es muss, diesen Eindruck gewinnt man unweigerlich, der meist ausgeschildertste Ort Deutschlands sein und alles Fahren, wohin auch immer, ist am Ende nur ein Fahren um Syke herum.

Unter der bleischwer aussehenden Wolkendecke des Karfreitags sahen wir weite Felder unter schmuddelig weißem Plastik. Da wuchs der Spargel, und schön sah das nicht aus. Am Straßenrand einige Verkaufsbuden, unbesetzt. Handgeschriebene Kilopreisschilder aus Pappe, vermutlich am Vortag noch aktualisiert.

Ab und zu auch ein Gelb im weiten Grau, ums Leuchten sichtlich bemüht, das war der Raps. Wieso blühte der Raps, das irritierte mich kurz. Man liest so viel über die klimawandelbedingten Verschiebungen, da muss man sich längst bei allem, was man in der Natur sieht, fragen, ob es wirklich jetzt dran oder zu früh ist, zu spät vielleicht. Oder ob es ohnehin verkehrt ist, hier nicht hingehört.

War es ein Alarmzeichen, dass es dort gelb blühte, war es eine schlechte Nachricht, was man im Vorbeifahren sah? Oder war es nur ein Bild der Heimat, der süßen Heimat, und gehörte nun einmal so?

Ich habe das nicht für alle Natureffekte parat, die uns unterwegs begegnen können. Wer hat das schon noch. Ich ließ also die humanoide Intelligenz neben mir auf dem Beifahrersitz recht altmodisch googeln. Um es abzusichern, wie wir uns beim Anblick der frühlingshaften Felder zu fühlen hatten, besorgt oder aufblühend: Und es war okay.

Der Raps durfte schon gelb strahlen, zu dieser Zeit im Jahr, da hatten wir noch einmal Schwein gehabt. Schwein haben in Niedersachsen, das allerdings ist wie die Eulen, die man nach Athen trägt. Vielleicht ist es weniger wert als anderswo, das mag sein, aber immerhin ein wenig Schwein haben wir doch gehabt.

Einen Tag vorher übrigens hatte meine Wetter-App per Pop-up jubelnd den „Vollfrühling“ vermeldet (Apfel und Flieder blühen, der Kuckuck ruft, Maikäfer fliegen, Männer grillen, so die phänologischen Bedingungen dafür). Aber wie es so ist, ich hatte gerade keine Zeit, etwas zu fühlen.

Das vielleicht demnächst nachholen.

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Rapsabschließend wollen neuere Leserinnen und Leser vielleicht noch, wo wir schon bei der Pflanze sind, die Sache mit der Entstehung der Rapsmusik eben zur Kenntnis nehmen. Das altgediente Publikum kennt den Clip längst, er ist aber andererseits immer wieder gut und eine erneute Kenntnisnahme schadet nicht. Denn wie der Opa damals durch die Rapsfelder ging … es ist kulturgeschichtlich schon wichtig.

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Ein Blumenkübel mit Tulpen darin vor freiem Feld

Im Heimatdorf gab es dann Kaffee und Kuchen. Unter den Tellern lag die Tischdecke mit den Küken, die noch aus der Kindheit der Herzdame stammt. Auch das Geschirr passte dazu, denn so gehört es hier alles.

Und der selbstgebackene Kuchen, es versteht sich von selbst, er schmeckte sehr gut.

Ein Kuchenteller auf einer alten Ostertischdecke in 70er-Design mit Küken darauf

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6 Kommentare

  1. Den Herrn Popolski habe ich am Dienstag im Schmitts Tivoli erstmalig erlebt. Ein Geschenk zu Weihnachten, bin völlig ohne Erwartungen hingegangen. Toller Typ, super Show. Und irgendwie bin ich nicht überrascht, ihn hier bei Ihnen wieder anzutreffen.

  2. Könnte es nicht auch vielleicht Gelbsenf sein?
    Dieser sieht dem Raps super ähnlich und blüht gerade hier überall in voller Pracht, ebenfalls Niedersachsen. Er wird als Zwischenfrucht gesät im Herbst, blüht jetzt und wird dann meist untergepflügt. Zur Bodenverbesserung, damit dann Mais auf die Felder kommt. Hier im Landkreis Cuxhaven sieht man dieses zur Zeit sehr oft… Viele Grüße!

  3. Wie Ihnen mit Syke, ging es uns mal mit Poggibonsi in der Toskana. Da führten auch alle Wege hin. Ich wünsche Ihnen schöne Osterfeiertage!

  4. Na, da waren Sie aber nah an meiner Heimat (Nähe Syke). Dass der Ort so viel ausgeschildert ist, habe ich nie so wahrgenommen, aber ich weiß ja auch, wie ich dahin komme. Und sollten Sie jemals da hin wollen, wissen Sie ja jetzt, dass Sie das notfalls auch ohne Navi finden.
    Frohe Ostern in Nordostwestfalen!

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