12 von 12 im März

Ein Tag in 12 Bildern, die anderen Ausgaben wie immer hier. Meine Version heite im Stakkato, der Tag war sehr schnell, pardon.

Der fotografierbare Tag beginnt wie fast immer erst nach dem Büro und also nach der Zeit in Hammerbrook, quasi mit dem Standardbild:

 

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Ich jage kurz nach Hause, schnappe mir den plötzlich erstaunlich großen Jüngling auf dem folgenden Bild, es handelt sich um Sohn I, und fahre mit ihm nach Altona, wo wir in den Zug nach Husum steigen.

 

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Als Kind aus einem bildungsbürgerlichen Haushalt liest er natürlich während der Fahrt anspruchsvolle Bücher.

 

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In Husum gebe ich ihn bei seinem Kumpel, bzw. bei dessen gastfreundlicher Großmutter ab und eile zurück zum Bahnhof, nicht ohne einen Augenblick sinnend vor diesem Spruch zu stehen, denn dafür ist er ja da:

 

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Ich rechne ein wenig und stelle fest, dass ich es vor der Rückfahrt nach Hamburg ganz knapp in den Schlosspark schaffen kann, Krokusse gucken! Das soll ja toll sein, da im Frühling Krokusse zu gucken, das machen alle, ganze Busladungen von Menschen machen das.  Ich renne vorbei an der Kirche:

 

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Zu den Blümchen, die es allerdings seit Stunden in Grund und Boden geregnet hat. Egal, ich habe ein wenig Vorstellungskraft, ich habe, was ich brauche.

 

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Noch ein paar Blicke in die Runde, dann fix zurück zum Bahnhof.

 

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Ach, die hinreißende Melancholie von Provinzbahnsteigen im Regen!

 

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Ich liebe das ja. Also im Ernst, ich wäre wirklich gerne geblieben. Ich fand das alles so bilderbuchgrau, verregnet und verschlafen dort, es wirkte sehr beruhigend. Noch ein, zwei, drei Stündchen – und ich wäre vielleicht wirklich ruhiger geworden.

Ich bitte außerdem um Beachtung der Dekorationseffizienz in dem Kabufff der Deutschen Bahn an Gleis 5 in Husum. Ganz groß.

 

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Im Zug an einer Kolumne gearbeitet, wofür kein Bildbeweis vorliegt. Zurück in Hamburg ein Spaßbier. Warum auch immer das so heißt. Vollkommen unerfindlich.

 

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Den Rest des Abends verbringe ich mit diesem Buch, da geht es um eine verlorene Liebe.

 

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Was mich zum 12. Bild bringt, das wie immer bei mir keines ist, das ist wie immer ein Video. Denn wenn man durchs dämmerdunkle, regennasse Schleswig-Holstein fährt, das seltsam unpassend herbstlich anmutet und triefend nass und dem Himmel ergeben so vor den Zugfenstern herumliegt und vom Frühling oder wovon auch immer träumt, dann kann man dabei sehr, sehr gut traurige Musik hören und z.B. an vergangene Lieben denken. Davon hat man in meinem Alter in der Regel zwei, drei oder mehr, und die wollen vollkommen zu Recht ab und zu bedacht sein. Wozu ich leider kein Video mit Bewegtbild anbieten kann, aber hey, ich habe Regen und vergangene Liebe. Mickey Newbury – I don’t think much about her no more. Noch nie hat jemand diesen Satz gesagt und er war wahr.

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Und übrigens bin ich der Meinung, dass der Innenminister zurücktreten sollte.

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Gänse, Krähen, Möwen

Ich war im Garten und habe Kompost an die Bedürftigen verteilt. Und zwar war ich mit so intelligentem Timing im Garten, es waren die beiden letzten Stunden vor dem Regen, die letzten angenehmen Stunden, bevor es doch noch einmal deutlich kälter wurde. Laut Wetterbericht kann man die nächsten 14 Tage praktisch vergessen. Immerhin erste Forsythienblüten und ein gelbes Leuchten auch an der Kornelkirsche, immerhin kommt der Rhabarber doch wieder hoch. Kein Mensch war in den Gärten, nur ich schob da mit der Schubkarre herum. Ich hatte die ganze Stimmung nur für mich und ganz kurz war es auch noch einmal zu warm für die Jacke. Tieffliegende Gänse über der Bille, mit schrägem Blick zu mir, was steht der da und guckt?

Auf der Braunen Brücke, die nicht braun ist, sondern nur so heißt, saß eine prächtige Krähe auf dem Geländer über dem Fluss. Ein paar Meter weiter stand eine kleine, gebeugte und sehr alte Frau, eine Hand am Geländer. Die Frau sah die Krähe an, die Krähe sah die Frau an, beide mit so schief gelegtem Kopf. “Nun guck dir das an”, sagte die Frau leise lachend zu sich selbst, als ich gerade an den beiden vorbeiging, “nun guck dir das doch mal an.” Und was die Krähe dann zu sich selbst sagte, das habe ich leider nicht verstanden.

Auf dem Geländer der anderen Brückenseite saßen wie fast immer zwanzig, dreißig Möwen, wie sorgfältig aufgereiht saßen die da, als hätte man sie da zu Dekorationszwecken ordentlich hinmontiert. Warum die wohl stets nur auf der Seite sitzen? Was ist falsch an der anderen? Drüben nur schwarze Vögel, hier nur weiße? Das sind so Fragen, die weiß kein Mensch zu beantworten, aber die Vögel, die wissen das. Die Möwen sitzen da jedenfalls immer in Reihe auf dem Geländer und gucken auf die Bille, und wenn man auf ihrer Straßenseite über den Fluss geht, dann fliegen sie eine nach der anderen direkt vor einem hoch. Mit jedem Schritt hebt eine weitere ab, auch die letzte wartet noch ab, ob man etwa wirklich auch an ihr vorbei will. Am Ende der Brücke ist dann der Himmel voller kreisender Möwen. Die Söhne lieben das, die Söhne laufen die Möwenreihe lachend ab, dass die Vögel so schnell aufsteigen wie in einer einzigen schwungvollen Bewegung. Aber die Söhne waren heute nicht dabei und ich laufe schon lange nicht mehr lachend über Brücken. Aus dem Alter ist man auch irgendwann raus.

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Währenddessen hat die Herzdame Sohn II in die Ferien gefahren, der macht eine Woche lang Sachen ohne uns und findet es großartig. Das Reiseziel lag in Richtung Eiderstedt und unser Auto hat wieder auf der Autobahn “Fehler Motorsteuerung” angezeigt, wie fast immer in der Gegend. Das ist einigermaßen rätselhaft, wie so etwas sein kann, es lässt Fachleute staunen und uns nur noch lächeln, wir werden es wohl nicht mehr herausfinden, was das ist. Aber wenn wir in Richtung Nord-Ostsee-Kanal fahren, dann will das gute Stück nach einer Weile verlässlich lieber nicht mehr. Vielleicht hat es eine Aversion gegen Meerluft.

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Ich würde wirklich gerne mal wieder einen längeren Moment für mich haben, etwa auf dem Sofa. Also so einen Moment, in dem ich einfach nur in die Gegend gucke oder höre oder so und völlig ziellos vor mich hindenke. Immer noch ist es aber so, dass ich in solchen Momenten, wenn sie denn wirklich frei sind von jedem Handlungsdruck, noch in der Minute dieser Erkenntnis einschlafe. Schlimm.

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Musik! Dusty Springfield.


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Und übrigens bin ich der Meinung, dass der Innenminister zurücktreten sollte.

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Dezenz und Erhabenheit

An der Zierkirsche auf dem Spielplatz vor unserem Haus hängt ein flüchtiger Hauch von Rosa, den es im Sturm fast gleich wieder zu verwehen droht. Der Rohling aus Nordwest greift danach und zieht und zerrt wüst daran herum, die Ringeltauben gucken indigniert vom Holunder aus zu. Die Mirabelle, die nie jemand als solche erkennt, weil auf Spielplätzen doch normalerweise keine Obstbäume stehen, sie ergrünt so dezent, das fällt einem erst nach Tagen auf und man fragt sich auf einmal im Vorbeigehen: “Wie hat sie das denn jetzt wieder gemacht?” Denn sie macht das jedes Jahr so. Immer ganz vorne dabei, immer ohne jedes Aufsehen.

Im Garten bildet der im letzten Jahr gepflanzte Pfirsich Blüten, sie sind noch geschlossen. Eine nur hat eine ganz kleine Öffnung, daraus leuchtet es knallpink. Von Dezenz  ist da überhaupt keine Rede, das ist eher: “Guck mal! Guck doch mal! Bald!”

Die große Purpurmagnolie steht in aller Erhabenheit ein paar Meter weiter und weiß etwas, davon hat der junge Pfirsich noch überhaupt keine Ahnung. Der wird sich noch wundern, von wegen guck mal. Das wird der dann schon merken, wo alle hingucken, in einer Woche oder so.

Für den kommenden Montag zeigt der Wetterbericht eine Schneeflocke, aber das wird nichts mehr machen. Die Herzdame studiert Gartenkataloge, liest Beschreibungen vor und träumt voraus.  Mit etwas Fantasie haben wir Mitte März. Geht doch.

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Damen mit R: Ich lese “Leinsee” von Anne Reinecke, hier eine Rezension. Die Geschichte hat Zug und liest sich wie von selbst, das ist auch mal schön.

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Der Musiktipp kommt heute nach langer Pause mal wieder von Sohn I: “Happier”. Ob die Auswahl nun etwas mit meiner Stimmung oder mit gewissen Haustierwünschen (siehe Video) zu tun hat – man weiß es nicht.


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Bei den Damen mit R

Schneeglöckchenzwiebeln für ein paar hundert Euro. Nun ja. Nicht meine Liga.

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Bei den Damen mit R in der Bücherei, ich berichtete, stand auch Lenka Reinerová, von der ich noch nie etwas gehört hatte. Das ist einigermaßen erstaunlich, denn wenn man ihren Lebenslauf liest (hier), sich für deutschsprachige Literatur und für die Flucht- und Exilzeit des letzten Jahrhunderts interessiert, dann kann man sie ja ruhig mal gelesen haben. Ich lese daher jetzt: “Das Geheimnis der nächsten Minuten”, ein schöner Titel, da geht es um das Warten. Und damit kennt sich quasi jeder aus. Wobei ihr da alle paar Absätze ein Satz in die Gedanken gerät, da guckt man zweimal oder dreimal hin, und das ist dann ein Satz, der sich nur mit so einem dramatischen Lebenslauf erklären lässt.

Frau Reinerová verwendet übrigens das Wort “einholen” für “einkaufen”, das habe ich zuletzt bei meiner Großmutter in Lübeck gehört, auch eine nette Erinnerung. Ich bin mir gar nicht sicher, ob ich es überhaupt je bei irgendeinem anderen Menschen als bei meiner Großmutter gehört habe. “Ich muss noch etwas einholen.” Da würden die Söhne aber gucken, das kennen sie sicher nicht. Nach gegoogelten Informationen gehört der Begriff ins südliche Westfalen, mit der Gegend hatte meine Großmutter allerdings nichts zu tun. Seltsam.

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In der Bücherei ging ich ansonsten wieder ziellos umher und dachte so vor mich hin, das kann man nämlich in Büchereien gut. Mir fiel wieder ein, dass ich gestern irgendwas schreiben wollte, in dem das Wort “Mahlstrom” vorkam, es fiel mir aber dummerweise nicht mehr ein, was das denn bloß gewesen sein könnte, so etwas kann mich in den Wahnsinn treiben. Mahlstrom ist doch ein eher seltenes Wort, was kann ich bloß damit gehabt haben? Und während ich da so stehe und denke, sehe ich auf den nächstbesten Buchtitel rechts von mir im Regal, und wie lautet der? “Mahlstrom”. Das Buch war dann gar nicht weiter interessant für mich, aber verwirrend war das schon. Hätte ich das mit dem Mahlstrom nach dem Sichten des Titels gedacht – alles easy und ganz normal. Aber so herum? Ich muss das dringend mit dem Freundeskreis Zufall diskutieren.

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Der Lichtblick des Tages kam heute per Post – ganz herzlichen Dank an eine Leserin für die Zusendung des Buches “Warum ein Garten glücklich macht” von Doris Bewernitz!

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Ansonsten habe ich mein Lieblingsmantra heute noch öfter als sonst gemurmelt. Es ist ein Mantra, das auf den ersten Blick womöglich geringfügig negativ wirkt, das gebe ich gerne zu, aber wenn man es mehrere Monate lang durchdacht oder auch durchmeditiert hat, wenn man es in geradezu buddhistischer Gründlichkeit und Ruhe in all seinen Dimensionen erfasst hat, dann wirkt es irgendwann entspannend und fördert zuverlässig den Weltfrieden und die familiäre Harmonie, finde ich: “Dieser Tag geht auch vorbei.”

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Musik! Melancholie.

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Restwintermüdigkeit

Auf dem Rückweg von der Arbeit komme ich an einem Discounter vorbei, dort werden gerade drei Männer aus Osteuropa vom Gelände vertrieben, auf dem sie angetrunken herumhängen, und weil wir in seltsam enthemmten Zeiten leben, werden sie dabei mit “Dreckspolacken” angebrüllt.

Als ich neulich bei einer Veranstaltung zum Dritten Reich und den Folgen war, wurde übrigens erwähnt, was fast immer erwähnt wird, nämlich dass die letzten Zeitzeugen sterben, wozu sich eine sehr genervte Peggy Parnass zu Wort meldete: “Ich kann das nicht mehr hören. Wir sind hier alle Zeitzeugen! Jetzt!”

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Ansonsten bin ich mit dem Wetterbericht nicht einverstanden, ich bin jetzt auf Frühling eingestellt und mit Minustemperaturen, Sturm und dergleichen muss mir keiner mehr kommen, alles unter zweistelligen Temperaturen ist im Grunde indiskutabel. Wie immer zu dieser Jahreszeit überkommt mich im ausgelaugten Restwinter eine große, eine unfassbar große Müdigkeit, ich bin so müde wie der Winter selbst, ich könnte jederzeit und überall schlafen, viel und tief und gründlich. Ich stehe morgens mit Bedauern auf, ich verlasse gegen inneren Widerstand die Wohnung, ich sitze unter Protest im Büro, ich bekoche abends widerwillig die Familie, ich gehe mit dem belastenden Wissen ins Bett, dort garantiert nicht lange genug bleiben zu können. Ich will nur eines, ich will herumliegen, am besten tagelang und ungestört. Ich erreiche dabei Dimensionen der schlechten Laune, die nie ein Mensch … Neulich hat mich ein Sohn versehentlich gesiezt. Das muss man auch erst einmal schaffen.

Na egal, das gibt sich schnell und nachhaltig mit steigenden Temperaturen und im April wird sowieso einiges anders, dazu später. Aus therapeutischen Gründen wurde derweil aber auch ein Helgolandbeschluss gefasst. Sonneninsel und so.

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Und übrigens bin ich der Meinung, dass der Innenminister zurücktreten sollte.

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Flickwerk

Was tun Sie eigentlich noch hier, Herr Glumm?!

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Ich lese Mariana Leky: “Erste Hilfe”, und ich mag es sehr, dass sie Themen variiert, dass man also etwas erkennt, was man aus einem anderen Buch von ihr kennt, außerdem gefällt mir die teils wundernahe Stimmung der Szenen. Ich möchte fast sagen: Genau mein Ding.

Davon abgesehen war ich in der Bücherei und habe festgestellt, dass im Regal mit dem Buchstaben R besonders viele Bücher von Frauen stehen, bei denen im Klappentext nicht das böse Wort präzise vorkommt. Wie isses nun bloß möglich? Warum R? So rätselt man sich durch die Tage.

Außerdem Colette mitgenommen, die fängt nicht mit R an, die lag aber im Weg.

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Der Club der Toten Dichter von Reinhard Repke, von mir schon oft empfohlen, hat sich im neuesten Projekt – das war einigermaßen naheliegend – Fontane vorgenommen und Katharina Franck an Bord geholt. Hier kommt gleich ein Filmchen dazu, und wenn Sie die Truppe im Laufe des Jahres während der allfälligen Tour auf einer Bühne erleben können, dann gehen Sie doch bitte hin, es lohnt sich mit großer Sicherheit.

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Ab jetzt beginnt die Fastenzeit und Sohn II, der einen besonderen Sinn für Challenges hat, geht das sehr sportlich an. Ich kann das ruhig veröffentlichen, sagt er, dann machen vielleicht ein paar Leute mit, und dann ist ja wieder etwas gewonnen. Ganze fünf Punkte werden von ihm in der Fastenzeit bearbeitet, da kann man sich etwas aussuchen:

  • Kein Zucker an Werktagen
  • Kein oder doch immerhin viel weniger Fleisch an Werktagen
  • Mehr Obst und Gemüse als sonstiges Zeug
  • Kein Plastik kaufen, das mit etwas Einsatz vermeidbar ist
  • Weniger drinnen sein, mehr Tageslicht

Und weil er auch einen Sinn für Systematik hat, hängt hier jetzt eine große Tabelle an der Wand, in der er die Tage und die Themen jeweils mit Plus und Minus bewertet, da kann er dann auch sehen, was besonders schwer und was vielleicht auch ganz leicht ist. Denn was ganz leicht ist, so sagt er, dass kann er dann ja auch beibehalten.

Warum aber er uns so etwas vorträgt und nicht wir ihm – ich weiß es auch nicht. Am Ende haben wir wieder irgendwas falsch gemacht, wie das bei Eltern so ist.

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Vorfrühlingsgedanken

Es ist trotz der wieder etwas kühleren Tage, trotz des stark auffrischenden Windes und trotz des drohenden Regens etwas in der Luft, Sie merken es vermutlich auch. Der Frühling lässt sich nicht mehr leugnen, na gut, der frühe Vorfrühling zumindest nicht. Ich erzähle eine kleine Geschichte, die zur kommenden Jahreszeit passt, es geht um menschliche Triebstärke und menschliches Versagen, das ist ganz wie in der großen Literatur. Ich habe das vermutlich schon einmal erzählt, das macht aber nichts, ich erzähle es heute einfach anders. Ein Thema variieren, das ist auch wie in der großen Literatur, aber davon abgesehen – mir ist einfach gerade so, und das ist dann doch mehr so blogmäßig.

Vor unserem Haus liegt der Spielplatz, der ist auch ein Kirchhof, der war einmal ein Friedhof. Das ist ein Platz in handlicher Größe, nicht zu klein, nicht zu riesig, immer kann man auf einen Blick sehen, wer da alles gerade ist, wenn man ihn durch eines der drei Tore betritt. Denn das hat sich vielleicht durch die Zeiten gehalten, es gab und gibt ein Mäuerchen rund um den Platz und zwei, drei Pforten. Heute ist die Mauer rings um den Platz mannshoch, früher war sie wohl kleiner. Ich weiß das aber gar nicht genau, ich stelle mir das nur vor, so eine alte Kirchhofmauer eben, die kennt man doch von Bildern, von alten Gemälden. Heute ist es eine Mauer, über die man knapp nicht rübergucken kann, roter Backstein, wie es sich in Norddeutschland einmal überall gehörte. An einigen Stellen ist auch nur ein eiserner Zaun, aber der wächst im Frühling mit Kletterpflanzen und Bambus zu, der ist dann auch halbwegs blickdicht.

Am Abend kommen, sobald die Temperaturen und der Regen es auch nur halbwegs zulassen, Liebespaare zum Spielplatz, die kein Zuhause haben, keine erlaubte Zone oder einfach keine andere Gelegenheit. Immer sind es jugendliche Paare, Teenies oder Menschen mit knapp zwanzig Jahren, älter sind sie nie. Wenn man älter wird, dann lösen sich zwar nicht alle Probleme, aber einen Platz findet man dann in aller Regel doch irgendwo. Sie sitzen also da und warten, bis die Eltern mit den kleinen Kindern endlich weg sind, sie halten Händchen und küssen sich ab und zu, sie legen die Arme umeinander oder die Beine übereinander, sie sitzen dicht zusammen und reden leise. Wenn auch die letzten Eltern weg sind, küssen sie sich etwas mehr, und wenn es dämmert, küssen sie noch mehr und drücken sich in einer Art, dass man manchmal gleich und auch von Ferne sieht, da gibt es eine gewisse Not und Dringlichkeit.

Es sind nicht viele Paare, die da abends sitzen. Als würden sie sich untereinander absprechen, es ist sogar meistens nur ein Paar. Wie das wohl geht, dass da nicht jeden Abend zehn mal zwei junge Menschen sitzen? Na, am Ende ist die Anzahl der Bänke auch begrenzt. Und auf einer Bank fängt es immer alles an, auf so einer Spielplatzelternbank, die auf Dauer allerdings furchtbar unbequem sein muss. Da sehe ich manchmal Positionen, die schmerzen schon beim Zusehen, wenn sich da jemand wie hingegossen nach hinten biegt, weit über das Lehnenbrett hinaus, und der andere Mensch rückt dann so drängend und gierend nach.

Ich sehe das übrigens vom Küchenfenster oder vom Balkon aus, ich gucke von oben runter auf diesen Platz, der liegt unten vor mir wie eine Freilichtbühne. Und für die Balkone und Fenster links und recht neben mir gilt das auch, der Platz ist von drei Seiten von Häusern mit vielen Fenstern eingefasst, an der vierten Seite steht die Kirche und guckt weg.

Einmal war da ein Paar, bei dem war es noch dringender als bei den anderen. So dringend war es, irgendwann zogen die beiden kichernd und etwas zögerlich zum Kletterturm aus dicken Bohlen, der damals unten eine kleine Plattform hatte, über die sich dann die ganze Konstruktion mit Rutsche, Kletterseil, Strickleiter und allem erhob. Und auf diese kleine Plattform legten sie sich, legte er sie oder legte sie ihn, das war im Gemenge kaum zu unterscheiden. Der Platz reichte nur gerade für die Oberkörper, mehr war anatomisch gar nicht möglich, aber da lagen sie dann jedenfalls und die Hände, die bis dahin nur in den Haaren und an den Armen und Hälsen waren, sie waren jetzt so ziemlich überall und schnell waren sie auch, da musste nämlich in kurzer Zeit sehr viel gefühlt und gedrückt werden. Er machte ihre Hose auf, sie drehte gerade an seinen Knöpfen, da sprang er lieber doch noch einmal auf, sah sich hektisch um – ringsum Mauer, kein Mensch zu sehen, alles okay. An die Menschen über ihm dachte er keine Sekunde lang, an die Menschen in den Fenstern und auf den Balkonen dachte er nicht, an all die Menschen auf den Rängen sozusagen. Und wer wäre man, das lächerlich zu machen. Es ist vielmehr vollkommen verständlich und sehr gut nachvollziehbar, die Liebe geht vor, die Triebe gehen vor, wer weiß, man kann das so oder so sehen und manchmal eh nicht unterscheiden. Immer aber gilt doch wohl, dass man das kennt.

Die Hosen rutschten dann tatsächlich noch ein wenig hinunter, sie drückten sich aneinander und was da im weiteren Verlauf genau stattfand, das war nicht mehr zu erkennen. Wenn es das war, was vermutlich alle gedacht haben, dann ging es schnell wie bei Tauben und leise wie bei Meisen, da stand er schon wieder sichernd vor dem Klettergerüst und sah sich um, während sie die Jeans wieder schloss und sich den Sand aus den Haaren schüttelte, denn das Liebesnest war den ganzen Tag über intensiv von den Kleinen bespielt worden, mit backe, backe Kuchen und allem.

Die Menschen auf den Balkonen standen und guckten, einige rauchten und gingen dann wieder rein, als nichts mehr zu passieren schien, denn die beiden da unten saßen jetzt nur noch da herum und flüsterten in ihrer angenommenen Abgeschiedenheit, die immerhin seelisch hoffentlich eine echte war. Zweimal Schultern und Rücken von oben, lange und kurze Haare, die ineinander übergingen, und natürlich auch wieder die gehaltenen Hände.

So geht es den Menschen im Frühling manchmal, wenn etwas in der Luft ist, und so ging es ihnen immer schon, auch schon zu den Zeiten, als das da unten noch ein Kirchhof und ein Friedhof war, wir können das einfach annehmen. Auch damals schon sind da gelegentlich zwei abends über die Mauer und haben sich da so umgesehen und hektisch gekichert, mit geröteten Wangen und verwilderten Gedanken, man kann eigentlich sicher sein, dass es so war, es waren ja auch Menschen. “Nichts bleibt, mein Herz. Und alles ist von Dauer”, so heißt es bei Kästner, und es ist eine seiner allerschönsten Zeilen.

Das hölzerne Klettergerüst gibt es seit drei Jahren nicht mehr, es wurde ausgetauscht gegen eine moderne Variante aus Plastik und kaltem Metall. Die Plattform darunter ist jetzt noch viel kleiner und für gewisse Zwecke sicher völlig unbrauchbar. Vielleicht gehen die beiden von damals oder auch nur sie oder nur er da ab und zu vorbei und denken, dass sie da einmal … und sehen dann, es würde heute gar nicht mehr gehen. Aber mittlerweile sind sie auch schon älter, sie werden also längst andere Plätze gefunden haben und vielleicht auch andere Menschen. Nichts bleibt, mein Herz.

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Musik! Der Mensch an sich ist einsam.

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Termine und Levkojen

Herr von Ribbeck heute

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Patricia über die Pubertät

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“Kennen Sie sich hier aus? Wo ist denn das mit Else Lasker-Schüler?” Das fragte mich eine Dame vor unserer Haustür und mein Bücherregal meinte sie nicht, nahm ich an, obwohl das auch was mit Else Lasker-Schüler ist und sicher am nächsten gelegen war. Nach einigen weiteren Sätzen kam ich darauf, dass sie wohl eine Veranstaltung in der Kirche meinte, eine szenische Lesung, die übrigens ein Nachbar von mir inszeniert hat, wie mir dann wieder einfiel, und die ich völlig vergessen hatte. Die Plakate hatte ich mal kurz gesehen, das schon, die habe ich auch gar nicht uninteressant gefunden, den Inhalt dann aber nicht erfolgreich abgespeichert, Sie kennen das. Die Veranstaltung fand in Sichtweite vor unseren Fenstern statt, ich konnte beim Kochen das Licht des Raumes sehen, in dem da gespielt und rezitiert wurde, und in dem jetzt sicher die Dame saß und sich was vom Prinzen von Theben erzählen ließ. Ohne das Gespräch auf der Straße hätte ich das einfach nur für irgendein Licht im Kirchturm gehalten, egal. Da ist ja öfter Licht.

Wenn ich aber schon Termine nicht recht mitbekomme, die direkt vor meiner Haustür stattfinden und dort von mir bekannten Menschen veranstaltet werden, wie unendlich viel mag es wohl in dieser Stadt geben, das ich komplett verpasse? Ich bin mir manchmal nicht sicher, ob das ein tröstlicher oder ein frustrierender Gedanke ist.

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Im Garten gewesen, Knospen geguckt und ein Bäumchen verpflanzt. Das war der erbauliche Teil der Woche.

Das aktuelle Beeträtsel besteht in einer lila blühenden Staude, die laut allen Erkennungs-Apps eindeutig eine Levkoje sein soll. Ich habe aber nie Levkojen gepflanzt und sie blühen auch nicht im Februar, nie nicht, das wäre nun wirklich sehr ungehörig. Der Garten als Wundertüte.

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Es gab Fisch mit Kartoffel-Gurken-Salat und dieser Salat, ganz einfach (Chefkoch-Rezept hier) aus zerschnippelten Pellkartofffeln zubereitet, mit etwas Brühe, etwas Essig, etwas Öl, etwas roher Zwiebel, etwas Gurke, Pfeffer und Salz, war ein Gericht, das alle Familienmitglieder gleichermaßen gemocht haben. Das kommt hier so dermaßen selten vor, das ist eine Erwähnung wert und es wird jetzt also ziemlich oft Kartoffel-Gurken-Salat geben. Vielleicht klappt es bei Ihnen ja auch.

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Musik! Max Raabe.

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Kurz und klein

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Trinkgeld Februar 2019, Ergebnisbericht

Die Söhne waren im Kino und haben “Chaos im Netz” gesehen, woraus gar kein Blogartikel geworden ist, merke ich gerade. Schlendrian! Aber sie fanden den Film jedenfalls gut, daran erinnere ich mich noch deutlich.

In diesem Monat hat jemand aufgrund eines alten Scherzes ausdrücklich Geld für Dosenmais eingeworfen, an dem Sohn II eine ganz besondere, um nicht zu sagen etwas seltsame Freude hat. Das Kind fühlt sich reich beschenkt, soll ich sagen. Ab und zu sieht es nach, ob noch alle Dosen da sind, ob sich da nicht etwa jemand daran vergreift.

Ich habe Saatgut bestellt, wesentlich weniger als im letzten Jahr. Es gibt nämlich noch Reste – ich muss sie nur noch finden, aber das wird schon. Pflanzkartoffeln habe ich bestellt, Rote Melde (baut mehr Rote Melde an, das Zeug ist so toll! Und dekorativ!), Zuckererbsen, so etwas. Die Herzdame hat die Kartoffeln ausgesucht, sie saß da mit dem Katalog und hat gesagt: “Hier, das klingt gut, schreib Duke of York auf.” Und zwei Minuten später hat sie gesagt: “Nein, hier die klingt besser, schreib La Ratte auf”. Kurz darauf kam die nächste Korrektur und dann noch eine und noch eine, es ist nämlich ungeheuer schwer, Kartoffeln aus einem ansprechend betexteten Katalog auszusuchen. Beim Einkaufen im Supermarkt achtet man kaum auf die Sorte, aber wenn man die Dinger selbst pflanzt, dann sucht man plötzlich mit einer Sorgfalt aus, Neuwagenkauf nichts dagegen. Bestellt haben wir wieder bei Hof Jeebel, keine bezahlte Werbung, nein. Aber eine sehr gute Auswahl.

Außerdem kauften wir fünf Sack Kompost vom Recyclinghof.

Was noch? Anzuchterde in ganz kleiner Menge, wir haben einfach keinen Platz für Anzucht, es gibt in diesem Haushalt dummerweise keine einzige Fensterbank.

Bei einer Trinkgeld-Betreff stand “Nicht alles auf einmal ausgeben”, dieses Geld lege ich in sehr guten Kaffee an, aber nach und nach, ganz wie vorgegeben. Wie gesagt, ich nehme die Betreff-Zeilen stets absolut ernst.

Ich habe mir außerdem eine neue und besonders leichtgängige Tastatur von dem Geld zugelegt, meine kaputten Arme brauchen jede Erleichterung, wo es nur geht. Jetzt kann ich wieder etwas fluffiger schreiben, auch deutlich leiser, das weiß die Familie zu schätzen. Die alte Tastatur war laut wie bei einer elektrischen Schreibmaschine mit Typenrad, die Älteren erinnern sich. Warum ich die nicht viel eher getauscht habe – im Nachhinein ist es ja manchmal etwas seltsam. Es gibt einen weiteren Vorteil, die Tastatur ist jetzt genau das Modell, welches auch im Büro auf dem Schreibtisch liegt, das erspart mir die minimale Irritation, dass bei den beiden Dingern irgendwelche Tasten anders belegt oder angeordnet sind. Finde ich gut.

Der Betreff “Für etwas Schönes”  wurde in Blumen für die Herzdame umgesetzt, betont frühlingshafte Tulpen, versteht sich. Und da ich jeden Monat auch ein Buch von dem Geld kaufe, gab es „Die Haushälterin“ von Mariana Leky.

Sohn I hatte noch etwas Geld, das speziell für ihn war, das hat er in einem Laden für Graffiti-Bedarf gelassen, das gute Großstadtkind. Den März können wir jetzt damit zubringen, eine Ecke zu finden, in der er legal etwas mit dem Zeug anfangen kann. Es ist kompliziert.

Wie immer, ganz herzlichen Dank für jeden eingeworfenen Euro und natürlich auch für die Centbeträge, hier wird alles entsprechend gewürdigt und gefeiert, welche Summe auch immer. Ich habe ganz fraglos wunderbare Leserinnen, die Herren sind mitgemeint.

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