Es ist nicht Donnerstag …

… dennoch gibt es drüben bei der GLS Bank einen neuen Wirtschaftsteil, einen ziemlich kurzen. Das ist die Ausgabe Nummer 200 und wir fanden, es wird allmählich Zeit, etwas am Format herumzuspielen. Der festgelegte Rhythmus war manchmal störend, weil großartige Links natürlich auch an allen anderen Tagen zu finden sind. Das pro Ausgabe festgelegte Thema war manchmal störend, weil manche Links beim Sammeln veraltet sind, um manche Texte war es dabei schade. Die vielen Links pro Ausgabe waren manchmal auch störend, es erforderte immer recht viel Zeit, das alles zu lesen.

Wir machen das jetzt also versuchsweise flexibler, fokussierter und fixer. Das passt womöglich sogar besonders gut in dieses Jahr, das allem Anschein nach ein spannendes wird, um es einmal ungewohnt neutral auszudrücken. Passend zu diesem Beschluss geht es heute erst einmal ums Machen und ums Andersmachen, man beachte bitte besonders das Beispiel aus Hamburg. Das ist hier bei uns um die Ecke, was da beschrieben wird, ich gucke mir das jeden Tag an und finde es wirklich großartig.

Wir versuchen weiterhin, gut lesbare, interessante und auch überraschende Artikel, Videoclips, Podcasts etc. in Blogs und Medien für den Wirtschaftsteil zu finden. Einmal im Monat übernimmt ein Gast mit Fachwissen. Es bleibt thematisch wie gewohnt bei Konsum, Nachhaltigkeit, Arbeitswelt, Lebensräumen, Gemeinwohl und Sozialem.

Nur muss ich mich jetzt nicht mehr jeden Morgen nach dem Aufwachen fragen, ob vielleicht gerade Donnerstag ist, und das hat natürlich auch etwas.

GLS Bank mit Sinn

Beifang vom 07.02. 2017

Ganz passend zum vorgestrigen Link “Umwege” in der NZZ denkt Vince Ebert bei Spektrum über das rationale Denken und dessen Abgründe nach.

Bei der SZ preist man den Gentleman, das finde ich gut und richtig. Und da kommt ganz am Ende auch das Flanieren schon wieder vor, es häuft sich hier in letzter Zeit, wie vielleicht auffällt – und es läuft alles auf irrationales Flanieren hinaus. Ich bin auch durchaus bereit dazu, mir ist es nur gerade noch ein wenig zu kalt dafür. Und überhaupt Februar, ich mag traditionell im Februar gar nichts, völlig sinnlose Winterverlängerung, alles doof, Wurmfortsatz des Kalenders, Februar kann weg. Pardon, geht schon wieder

Unter “Was schön war” hatte ich bereits zwei Kassenszenen, aber andere erleben beim Bezahlen auch etwas, so ist es ja nicht. Hier etwa.

Beim Schweizer Bund (wie bin ich denn da nun wieder gelandet?) gab es einen Artikel über die besten Songs 2016, dazu wurde auch eine Spotify-Liste angelegt, die ist im Artikel verlinkt. Und da ich dringend mal aus meinem Country-Folk-Blues-Sumpf rausmusste, womöglich wäre mir sonst bald eine Gitarre gewachsen, habe ich mir das alles einfach mal komplett angehört. Die ganze Playlist, acht Stunden Musik. Das war super, Musik aus Stilrichtungen, die mir eigentlich eher gegen den Strich gehen oder vollkommen egal sind: Das stilistische Spektrum reicht von Elektro-Gospel über die gute alte Mörderballade bis zum alpinen Dub und dem äthiopischem Metal.” Äthiopisches Metal! Da kann ich bei Spotify lange auf “Ähnliche Künstler” klicken, da komme ich von Johnny Cash aus nie hin. Einfach mal großzügig Chancen geben, nichts hektisch wegklicken, zuhören, wirken lassen . Das war aufschlussreich, ein paar Entdeckungen waren auch dabei. Ich fand wirklich, die Stücke waren intelligent ausgewählt. Das hier unten etwa, wenn es auch nicht gerade Metal ist: 

 

Was schön war

Ich hatte in dieser Rubrik gerade neulich erst eine Kassenszene, aber was soll ich machen, an Kassen passiert hier eben was. Ich erlebe zur Zeit auch gar nicht so viel außerhalb von Wohnung und Büro, zu Spaziergängen komme ich schon wieder nicht, die wenigen Begegnungen mit anderen müssen daher an Kassen passieren, da ist immerhin etwas Interaktion erforderlich, da treffen Menschen aufeinander.

Der Rentner vor mir interagiert aber zunächst gar nicht, der zählt nur stur Kleingeld und murmelt Zahlen. Das machen viele Menschen an der Kasse, dieser alte Herr hier macht es aber exzessiv. Der zählt nicht 22 Cent oder so etwas ab, der zählt eher 22 Euro in Centstücken ab, es dauert wirklich unendlich lange. Er verzählt sich auch prompt zwischendurch und fängt wieder von vorne an, fragt dann zum dritten Mal nach, was er überhaupt bezahlen soll, fängt nach der Antwort lieber noch einmal neu an. Der freundliche Kassierer lächelt verständnisvoll und nickt und guckt zwischendurch, ob ich auch lächele, die Schlange hinter mir wird währenddessen langsam länger. Ja, ich habe Zeit, mir ist egal, wie lange der da Geld zählt, man muss nicht immer nur herumstressen, nicht einmal ich muss das. Zur Not habe ich mein Handy dabei, da sind Storms sämtliche Erzählungen drauf, die reichen noch eine ganze Weile. Soll er ruhig sein Kleingeld zählen, meinetwegen bis zu dreistelligen Beträgen. Ich drehe mich um, die Dame hinter mir lächelt auch noch. Die Herzdame neben mir liest schon längst etwas auf dem Handy und Sohn II lungert weiter hinten in der Schreibwarenabteilung herum, die ist für ihn immer interessant, er liebt Büromaterial. Sohn I schlägt vor dem Laden Räder, weil er eben Räder schlagen kann. Dann macht man das dauernd und überall, wie ich seit einiger Zeit weiß.

Der Betrag ist dann doch irgendwann passend abgezählt, der Rentner schiebt die Münzen über das Förderband, guckt hoch und besieht sich den Kassierer jetzt etwas genauer, so wie er gerade eben noch die Centstücke konzentriert angestarrt hat. Guckt und dreht den Kopf hin und her, kneift die Augen zusammen: “Sie sind aber auch nicht von hier, was?” Das klingt jetzt allerdings ein wenig zu scharf und zu laut. Und was soll dieses “auch” in dem Satz? Der Kassierer, die Herzdame, die Dame hinter mir und ich gucken etwas alarmiert, was kommt denn da jetzt. Ein fremdenfeindlicher Auftritt oder so etwas, das hat einem ja gerade noch gefehlt, gerade fanden wir uns noch alle so wahnsinnig entspannt. Der Kassierer sieht den Rentner an und schüttelt den Kopf, nein, von hier kommt er nicht. “Na, wo kommen Sie denn nun her? Woher? Hm?” Der Zeigefinger des Rentners sticht in Richtung des Kassierers, ohne Antwort geht der sicher nicht weiter. Schließlich sagt der Kassierer leise: “Ich komme aus Armenien.”

Der Rentner stützt seinen Arm jetzt auf die Kleingeldschale vor ihm, als stünde er an einer Bar und würde gleich ein Bier bestellen. “Aus Armenien, was? Armenien. So. Ich war mein Leben lang Seemann, ich war in schon überall auf der Welt. Aber Armenien! Das hat ja nun keinen Hafen. Sonst würde ich das kennen, wo Sie da herkommen. Ich kenne sonst alles. Alles. Aber Armenien nicht.”

Dann hat er sich gut gelaunt verabschiedet und ist gegangen. Der Kassierer, die Herzdame, die Dame hinter mir und ich, wir haben uns wieder entspannt. Und Entspannung ist ja immer schön.

Beifang vom 05.02.2017

Bei Sven kann man sich ein Plakat ansehen. Es ist ein sehr gutes Plakat (fast hätte ich terrific geschrieben, hilf Himmel).

Die NZZ plädiert für Umwege. “Die Herabsetzung des Krummen, der Abweichung von welchem Ideal auch immer, der ausschweifenden Umwege verkennt nicht nur deren kreatives Potenzial. Es drückt sich darin auch etwas zutiefst Inhumanes aus.” Meine Rede.

Ein Tag mit Peter, ein Tag auf der Straße.

Und hier geht es um Dalida, da möchte ich gerne noch etwas anlegen. Denn von Dalida gibt es eines der traurigsten Lieder überhaupt. Ich beschäftige mich nun schon sehr lange und leidenschaftlich mit traurigen Liedern, wenn ich da die All-Time-Top Ten benennen müsste, es wäre immer ganz weit vorne: Pour ne pas vivre seul – um nicht allein zu sein. Ein ganz einfacher Text, ganz einfach vernichtend. Wenn man ihre Geschichte kennt, wird die Darbietung natürlich noch wirkungsvoller.

Eine Novelle auf die Schnelle

Ich lese immer weiter in den Tagebüchern von Erich Mühsam, es ist dort immer noch 1911. Er notiert weiterhin seitenlang, welche Frau er wohin geküsst hat, mit welcher er was auf welchem Möbel und in welcher Wohnung getrieben hat, bei welcher Dame er für sich in nächster Zeit welche weiteren Aussichten vermutet, mitunter sogar unter Angabe eines geratenen Timings (“Morgen sicher noch nicht, aber dann!”). Er ist in dieser Zeit auch politisch tätig, im Tagebuch findet das allerdings kaum statt, vielleicht aus guten Gründen nicht, das mag sein. Er ist auch schriftstellerisch tätig, das erscheint im Tagebuch weiterhin nur als gewissensbelasteter Konjunktiv: “Ich müsste jetzt …”, “Ich müsste heute noch …” Immer müsste er dringend etwas schreiben, liefern, anfangen, beenden, korrigieren, aber verlässlich notiert er erst seitenlang im Tagebuch die Küsse des Tages, man muss eigentlich schon von einem Knutschregister reden. Zwischendurch dann aber ganz unvermutet der Satz:

“Heute habe ich seit Jahren zum ersten Mal wieder eine Novelle geschrieben …”

Wenn man selbst auch schreibt, ist so ein Satz natürlich immer ein Angriff. Wie jetzt, der schreibt eine Novelle an einem Tag? Mal eben so, aus dem Handgelenk? Bar jeder Vorbereitung, einfach ran an den Tisch und tschakka. Nanu. Das geht also auch. Und was mache ich hier? Wieso kommt dabei so wenig heraus? Vielleicht sollte ich doch besser endlich mal die ganzen Social-Media-Accounts löschen und offline gehen, vielleicht sollte ich doch mal und jetzt aber ernsthaft und überhaupt wieder ran ans Werk? Novelle, nicht wahr, das klingt ja auch gleich so literaturlexikontauglich, ernst und tiefgründig ausgestaltet. Und so etwas also mal eben nebenbei, wirklich nicht schlecht, Herr Mühsam, Respekt! Denkt man sich da zunächst so.

Bis ein paar Zeilen später dann klar wird, dass es da tatsächlich keineswegs um eine Novelle auf sportlichem Conrad-Ferdinand-Meyer-Level geht. Denn was Mühsam da so edel als Novelle benennt, das ist bei geradezu skandalös luschigem Umgang mit Fachbegriffen (Anarchist eben! Schlimm!) eigentlich nichts weiter als eine kleine und schnell hingehauene Szene, eine Skizze, ein paar Zeilen vermutlich nur, eine schmale Randspalte in einer Zeitschrift, eine Kolumne, eine Glosse, so etwas in der Art.

Oder, wie wir heute sagen würden: “Gebloggt.”

 

Kurz und klein

Beifang vom 03.02.2017

So etwas kann es gar nicht geben, das klingt so unwahrscheinlich – aber egal. So etwas gibt es. Woody Guthrie und die Trumps. Man kommt aus dem Staunen nicht mehr raus.

Noch etwas zu Trump, es gibt nämlich ein wirklich gutes lesbares Format über sein Wirken. Ein Tagebuch, warum auch nicht. Angenehmer Tonfall, die genau richtige Textlänge der einzelnen Beiträge, Konzentration auf ein Thema. Manchmal ist das schon gut so und ich hoffe, das wird fortgeführt. Man kann Oliver Grimm, der das täglich schreibt, auch auf Twitter folgen.

Wir leben in seltsamen Zeiten, nicht nur wegen Trump, aber es gibt auch Hoffnung. Denn wie ich vorhin einem Schild entnehmen konnte, wird an der Zeit gerade gearbeitet:

And now for something completely different, machen wir wieder in Kultur: Mit Piktogrammliteratur.

Und hier gibt es ein Interview mit dem geschätzten Dirk Darmstaedter. “Ich mache Musik nicht, um populär zu sein, um Platten zu verkaufen. Ich mache Musik, weil ich Musiker bin, weil das das ist, was ich tue und was ich tun muss und was ich liebe.” So soll es einigen mit dem Schreiben ja auch gehen.

Den folgenden Link hatten vermutlich schon alle, es ist aber auch zu und zu schön, das kurze Video von dem Lehrer, der alle Schülerinnen personalisiert begrüßt.

Von dem eben erwähnten Dirk Darmstaedter gibt es auch einen Song, den er gemeinsam mit seinem Kumpel Bernd Begemann singt. Und mit dem Song endet das hier für heute. 

Was schön war

Ich war mit der Herzdame abends in einem italienischen Restaurant, es ist schon eine Weile her. Am Nebentisch saß eine größere Familiengruppe, vielleicht zwölf Leute. An der Stirnseite des Tisches ein Mädchen im Teenie-Alter, zwischen fünfzehn und achtzehn Jahren alt, besser schätzen konnte man das nicht. Um die Szene noch kurz zu vervollständigen: Links und rechts von ihr saßen Eltern, Onkel, Tanten, Brüder, Schwestern – was auch immer, alles Erwachsene jedenfalls, einige davon mit erheblicher Familienähnlichkeit. Es wurden Urlaubsgeschichten erzählt, der Urlaub schien lustig gewesen zu sein. Zwischendurch wurde angestoßen, eher kompliziert, jeder mit jedem und bloß nicht über Kreuz und wir müssen uns dabei ansehen und all das. Darüber italienische Schlagermusik aus Deckenlautsprechern, Pizzageruch in der Luft. Der Kellner mühte sich durch die Stuhlreihen und schenkte Rotwein nach. Das ist übrigens komisch, wenn man als Autor so etwas beschreibt, weil man genau das mit einiger Wahrscheinlichkeit schon einmal beschrieben hat. Ich habe einen Abend in einem italienischen Restaurant auch in “Marmelade im Zonenrandgebiet” geschildert, und wenn ich jetzt im Geiste die Szenen vergleiche, dann ist da vieles austauschbar. Die rotweißkarierten Tischdecken. Die ländlich gemeinten Stühle aus hellem Holz mit geflochtener Sitzfläche. Tropfende Kerzen neben Brotkörbchen. Die verstaubten Rotweinflaschen in den Wandregalen, alles Klischees, Klischees, aber was soll man machen, so sieht es da eben aus. Egal, man kann sich einfach alles vorstellen, was traditionell passt, warum auch nicht, es wird schon stimmen.

Der Kellner, der dauernd mit der Flasche in der Hand durchs Bild läuft, ist also nicht nur dick, er ist auch noch ausgesprochen sympathisch dick. Er trägt seinen Bauch so zufrieden und dabei erstaunlich flinkfüßig vor sich her, man möchte sofort auch so gemütlich dick und gutgelaunt und gelassen in seinem Job sein, man möchte gleich etwas essen und zwar viel und möglichst Nudeln oder Pizza. Natürlich singt der Kellner ab und zu eine Zeile eines Liedes aus den Achtzigern mit, natürlich werden die Gäste mit italienischen Vokabeln begrüßt und verabschiedet. An der Wand hängt natürlich ein Poster mit italienischer Küstenlandschaft, das Blau des Himmels ist längst verblichen.

Eine der Damen am Familientisch lacht zu laut, das kennt man so von jeder Familienfeier. Das Mädchen an der Stirnseite des Tisches sitzt mit den Händen im Schoß und guckt immer genervter. Alle um sie herum reden angeregt durcheinander, sie sagt die ganze Zeit nichts, überhaupt nichts. Finstere Blicke, hängende Mundwinkel, hängende Schultern. Die Mutter versucht ab und zu sie anzusprechen, die Tochter guckt angewidert und rührt sich nicht. Der Vater grinst sie an, zwinkert und hofft auf Einverständnis, da kann er aber lange grinsen. Die anderen sehen gar nicht hin. Das Mädchen schüttelt stumm den Kopf, das Mädchen rollt die Augen und besieht sich die Restaurantdecke. Lange. Sie zieht die Augenbrauen hoch und höher, sie sieht ihre Familie an, als würde sie den ganzen Trupp zum ersten Mal sehen. Zufrieden ist sie mit dem Anblick nicht, so viel steht fest.

Und dann lässt sie ihren Kopf sinken. Nicht zu langsam, nicht zu schnell. Ganz tief lässt sie ihn sinken, immer weiter, bis die Stirn schließlich den leeren Teller vor ihr berührt. Es scheppert leise, als ihre Stirn auf dem Teller landet. Alle sehen jetzt zu ihr hin, nicht nur ihre Familie, auch der Kellner, auch die Herzdame und ich, auch die beiden Ingenieure am Nebentisch, die in einem süddeutschen Dialekt zu laut über Abfüllanlagen in China reden. Das Scheppern des Tellers war gerade so laut, dass es alle im Raum gehört haben müssen, aber es war auch nicht so laut, dass man mit einer Ohnmacht des Mädchens oder einem sonstigen Problem rechnen müsste. Die Lautstärke des Schepperns passte perfekt zu einer beabsichtigten Handlung. Wenn man so darüber nachdenkt – so einfach ist das vermutlich gar nicht, diese Lautstärke genau zu treffen. Ein perfekt getimtes, höchst wirkungsvoll dosiertes und auf den Raum und die Situation abgestimmtes Scheppern. Ich fand es schön, dass sie es so gut getroffen hat, mich hat das gefreut. Jeder, der schon einmal pubertiert hat, wird so eine gelungene Szene doch mit einem gewissen Respekt zur Kenntnis nehmen.

Der Vater grinst währenddessen immer weiter und breiter, die Mutter rüttelt probeweise an der Tochterschulter, die anderen am Tisch gucken indigniert, irritiert, amüsiert, eine ganz normale familiäre Bandbreite. Die Tochter sitzt immer weiter mit der Stirn auf dem Teller. Sicher ist das Porzellan angenehm kühl an der Stirn. Und wenn sie die Augen nur lange genug geschlossen lässt, wenn es nur lange genug dunkel um sie herum bleibt, dann findet das alles vielleicht gar nicht statt. Die Familie, die es für sie gerade nicht gibt, bestellt währenddessen schon einmal Essen, die Pizza soll hier ja wirklich gut sein und der Wein ist auch schon wieder alle und weißt du noch, der Ausflug nach Dings? Wie hieß das denn da.

Unter dem Tisch gibt es dann schließlich doch noch eine heimliche Bewegung.  Die Tochter angelt da nach ihrem Rucksack, wühlt darin ohne hinzusehen oder auch nur den Kopf zu heben. Ihre Hände tauchen nach einer Weile wieder auf, sie steckt sich Kopfhörer in die Ohren und hört den Rest des Abends sicher keine italienischen Schlager mehr. „Lass sie mal ruhig“, sagt einer am Tisch.

Es ist Donnerstag …

… es gibt den 199. Wirtschaftsteil. Und weil das Format allmählich ein gewisses Alter erreicht hat, wird es Zeit damit etwas herumzuspielen. In dieser Woche ist er deshalb zur Abwechslung auch gar nicht von mir, sondern von einer kompetenten Gastautorin, nämlich von Christine Finke. Wie man bei ihrem Namen vielleicht schon vermuten kann, geht es um das Thema Alleinerziehende, den Text findet man hier.

Das weist dann auch schon die Richtung für die kommenden Gastbeiträge – einige Expertinnen (ich nehme an, sie werden den Leserinnen hier oder auf Twitter häufig recht bekannt vorkommen) gestalten einmal im Monat eine Linksammlung zu ihrem Thema. Ich finde das sehr interessant, auch einmal schreiben zu lassen und bin gespannt, wie die Ergebnisse ausfallen werden, welche Quellen es noch zu entdecken gibt.

Nächste Woche variieren wir das Format dann übrigens noch weiter, Montag mehr.

 

Beifang vom 01.02.2017

Ich bin ja einigermaßen stolz und glücklich, dass meine geschätzte GLS Bank tatsächlich den Goldenen Blogger für ihr Corporate Blog gewonnen hat, also für das Blog, bei dem ich wöchentlich ein wenig mitschreibe. Und nachdem ich 2014 mit Isa und “Was machen die da” bei den Goldenen Bloggern gewonnen habe, 2015 Jojo Buddenbohm, also Sohn I dort gewonnen hat, habe ich diese Veranstaltung doch allmählich wirklich sehr, sehr ins Herz geschlossen. Echtjetztmal.

Es gibt eine neue Fallada-Biographie, im Tages-Anzeiger wird sie besprochen. Zu Fallada gibt es übrigens auch einen großartigen Comic, dazu in Kürze mehr.

Sven schreibt über Schulwebsites, das ist interessant für mitlesendes Schulpersonal und natürlich auch für Eltern mit Gestaltungswillen. Als Betroffener, der gerade etliche Schulseiten nach dem obligatorischen “Tag der offenen Tür” abgegrast hat, könnte ich jetzt übrigens mindestens zehn tolle Methoden listen, diese Information geschickt in den Tiefen der Seiten zu verstecken.

Bei Sprengsatz geht es um Martin Schulz, der dort als Meister des Ungefähren beschrieben wird. Na, das kann sich ja noch ändern. In einem Punkt möchte ich aber widersprechen, denn da steht: “Und warum ist er – für die Wähler – besser als Angela Merkel? Dass er keine CSU als Klotz am Bein hat, reicht dafür nicht aus.” Denn da kann man doch mittlerweile sagen: Aber hallo, klar reicht das zur Not aus. Für ziemlich viele. Ich zumindest kenne gleich mehrere.

Mely Kiyak tritt dem Kanzlerkandidaten etwas deutlicher vors Schienbein. So etwas kann belebend wirken. Hoffe ich. 

Und nun noch einmal John Grant, denn der war schon eine feine Entdeckung, der bleibt: