Das Klima in den Blogs:
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Glückwünsche zum 22. Bloggeburtstag!
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Gehört: Die Lange Nacht zum D-Day Über zwei Stunden. Das reicht für mehr als eine Alsterrunde oder für etwas mehr Arbeit im Haushalt. Vielleicht auch mal die Schränke auswischen. Die Sendung passt gerade, wir sind kurz vor dem Jahrestag (am 6. Juni). Empfehlenswert und lehrreich.
Ich war einmal, vor vielen, vielen Jahren, am Omaha-Beach in der Normandie, um den es in der Sendung auch geht. Es war einer der unheimlichsten Orte, die ich je besucht habe. Ich hatte dort ein überdeutliches Gefühl, als sei es ein Strand mit Spuk und nie endender, unfassbar präsenter Geschichte. Als sei das Geschehen noch da, gegenwärtig und fühlbar, als sei das da ein ungeheuer belastetes Stück Landschaft. Eine übersteigerte Wahrnehmung wie in einem Horrorfilm. Das berühmte Faulkner-Zitat in der denkbar unangenehmsten Ausprägung, die Vergangenheit dort war nicht einmal vergangen, und wie schlimm ist das an solchen Orten des Grauens, was für eine entsetzliche Vorstellung. Und wie gelingt es anderen, dort einfach sorglosen Bade-Urlaub zu machen. Obwohl es vermutlich gut ist, dass es ihnen gelingt, dafür wurde das Land befreit, ich habe nichts dagegen.
Am Ende lag meine befremdlich übersteigerte Empfindung, versteht sich, nur am seltsam drückenden Wetter an diesem Tag, denn es war eine Stunde zwischen zwei Sommergewittern, es war eine äußerst ungünstige, gespenstische Stimmung im Licht und in der Luft. Oder es lag vielleicht am Essen, denn es gab vorher Fischravioli aus der Dose auf dem Campingplatz. Die schmeckten erstaunlich gut, was aber womöglich nur daran lag, dass ich jung war und Hunger hatte, einen Anfangsverdacht konnte man dennoch haben.
Dasselbe Gefühl hässlicher Geschichtsnähe hatte ich Jahre später einmal in Peenemünde. Ein körperlich spürbarer Grusel und eine irrationale Erwartungshaltung, als könnten jeden Moment Soldaten in den Uniformen der Wehrmacht um die Ecke kommen. Ich sah sie schon, ich hörte sie bereits. So weit gehend war dieses Gefühl, dass ich da dringend wegwollte, raus aus der Gegend.
Zu viel Vorstellungsvermögen ist auch nicht immer schön. Und, schon klar, Filme mit Horror- oder Fantasy-Anteilen bauen auf genau diese Gefühlslage und Wahrnehmung. Dann kommen die Soldaten im Kino tatsächlich um die Ecke. Seit zig Jahren kommen sie vielleicht immer wieder um genau diese Ecke. So wie die Matrosen auf dem Fliegenden Holländer jede Nacht auf Deck antreten und etliche verwandte Gestalten in anderen Erzählungen in unendlicher Folge … manchmal kommen sie eben wieder.
Ich verstehe jedenfalls diese Geschichten und den Punkt, an dem der Grusel gerade noch angenehm ist und die Vorstellung nur interessant und lebhaft, noch einen kurzen Moment nicht beängstigend. Man verpasst ihn leicht, diesen Punkt, wenn man vehement und routinemäßig zu Tagträumereien neigt.
Zur Sendung jedenfalls noch kurz, ich habe nicht gewusst, dass einige aus den Armeen der Alliierten, die dort gefallen sind, erst 15 Jahre alt waren. Man will so etwas auch gar nicht lernen, aber man nimmt es doch mit und trägt es dann etwas mit sich herum.
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