Lottrige Kinder und verlauste Affen

Mittwoch, der 6. September. Wir werden am Morgen ungewohnt hektisch wach und springen in unsere Kleidung, denn es riecht ums Bett herum intensiv nach Feuer, nach Hausbrand. Sehr deutlich riecht es danach, kein Versehen ist möglich, es brennt, es muss dicht sein, im Haus, im Nebenhaus vielleicht, um die Ecke – wir wissen leider, wie das riecht, und es gab ja in der letzten Woche erst eine Erinnerung ein paar Häuser weiter, als dort ein Dachstuhl gleich zweimal brannte. Die Herzdame rennt runter und vor das Haus und guckt, wo Rauch herkommt, ob aus irgendeinem Fenster … aber es nicht bei uns, es ist ein Steakhouse am Platz um die Ecke. Da brennt die Küche, und ein kleines Feuer scheint das nicht gerade zu sein, der Rauch zieht weit durch den Stadtteil. Ich sagte es bereits, die Gegend hier ist mir im Moment entschieden zu actionlastig.

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In der Hamburger Morgenpost sehe ich später eine Schlagzeile mit einem trocken lapidaren Update zur Pandemie: „Corona und Grippe – Hamburger sterben wieder früher.“ Es wird uns mit erstaunlicher Beiläufigkeit Lebenszeit abgezogen, aber es macht nichts weiter, es regt niemanden mehr auf. Weit sind wir gekommen in den letzten Jahren, Seltsames haben wir erreicht.

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Donnerstag, der 7. September. Wetterbericht: Mir ist das Headset im Home-Office zu warm.

In den Medien geht es um „lottrige Kleidung“ bei Schülern, ich denke mir diese Wortwahl nicht aus. Wir sind also wieder im Jahr 1968 gelandet, zumindest ungefähr; ich sage meinen Friseurtermin ab und lasse alles wachsen, es wird schon passen. Lottrig! Ich komme gar nicht darüber weg. Wie lange habe ich das Wort wohl nicht mehr gehört.

Ich höre mir mehrfach einen Song von 1970 an, es hilft meiner Stimmung wieder etwas: „Wir sind verlauste Affen.“ Manchmal muss man doch auf die Klassiker zurückgreifen und weiß dann auch wieder, wie und warum sie entstehen konnten. Auch das ist eine Form des Geschichtsunterrichts.

Zur weiteren Erheiterung stellen wir uns bitte vor, dass der Bundeselternrat auf die gleiche Weise zustande kommt, wie alle Elternvertretungen, dass also in einer Menge von nach einer Lehrerinnenansage minutenlang peinlich schweigenden Menschen irgendwann drei, vier endlich aufgeben und gottergeben sagen: “Na gut, okay, ich mach’s“. woraufhin alle anderen sie sofort und sichtlich erleichtert sämtlich per Handzeichen bestätigen, und dann ist der Tagesordnungspunkt erledigt.

Und eine, es ist immer eine Frau, holt dann einen Block und einen Kugelscheiber raus und schreibt auch noch Protokoll.

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Später Elternabend in einem viel zu heißen, viel zu lauten Klassenraum. Ich verstehe die Beschwerden des Sohnes jetzt besser, obwohl ich nur anderthalb Stunden dort war. Jeden Tag acht Stunden dort– eine anstrengende Vorstellung.

Ich halte es ohnehin für einen unterschätzten Aspekt bei all den Schuldiskussionen, dass wir dem Nachwuchs fortwährend Belastungen verschiedener Art zumuten, längst nicht nur bezogen auf Räume, die wir für uns selbst gerne ausschließen möchten. Es ist nämlich so, dass der Nachwuchs das merkt. Problem.

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September-Song

Ein aktuelles Update: Ich habe für das Goethe-Institut etwas Abschließendes zum Sommer 23 geschrieben.

Dienstag, der 5. September. Am Morgen gelesen: Die Tigermücke in Frankreich, die Abwehrmaßnahmen. Demnächst dann vermutlich auch in Ihrem Theater.

Der Sommer zeigt ansonsten in der Nachspielzeit noch einmal, was er so draufhat, und wenig ist das in dieser Stadt nicht gerade. Ich hänge entsprechend in den Seilen, arbeite im Home-Office stöhnend neben dem Ventilator und mühe mich redlich, die letzten Hitzetage wenigstens denjenigen zu gönnen, die auf so etwas stehen. Ich bin allerdings bestenfalls mäßig erfolgreich darin, und wenn ich auf wunderbare Weise die Temperatur für diese Stadt gesamt runterregeln könnte, ich würde es hemmungslos tun und vom Balkon aus den Herbst verkünden.

Ich verifiziere später in historischen Tondokumenten, wie der September früher war, und da heißt es „kühl“, eindeutig heißt es da “kühl.“ Meine mittlerweile vage gewordene Erinnerung stimmt.


Auf dem Tisch, an dem ich im Wohnzimmer arbeite, liegen noch die Geschenke von den Geburtstagen der Söhne, verstreute Weingummis auch und Luftschlangen. Die Pappkrone, die das jeweilige Geburtstagskind immer beim Auspacken der Pakete aufgesetzt hat; sie hat jetzt viele Jahre und Feiern mitgemacht und sieht daher ziemlich hinüber aus, angestoßen, zerknickt und eingerissen, die Spuren der Jahre. Bis zur Volljährigkeit des ersten Sohnes hält sie wohl nicht mehr durch, aber sie hat es immerhin fast geschafft. Im Luftzug des Ventilators zittert über mir eine Girlande mit bunten Elefanten aus Papier, die ist auch so alt wie diese Krone, aber noch gut in Schuss. An die kam keiner an, sie hing immer zu weit oben. Ritualisiert habe ich mir jedes Jahr einen Stuhl herangezogen und die Schnur mit einer Stecknadel in der Raufaser ganz oben an der Wand befestigt, das war immer der Anfang dieser Feiern für mich. Die zerstochene Stelle in der Wand, das waren die Geburtstagselefanten.

Nachmittags fahren wir noch einmal in den Garten, es gibt ein Familienabendessen draußen. Feta mit Tomaten aus unseren Beeten vom Grill, für die Söhne wieder etwas anderes. Jedes gemeinsame Abendessen im September kann das letzte im Garten für dieses Jahr sein, so oft schaffen wir es nicht zu viert dorthin. Und das Saisonende naht, auch wenn es noch unfassbar heiß ist in der Stadt.

Frisch geerntete Tomaten auf einem weißen Teller

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Am Abend sehe ich noch ein Film, „Am goldenen See“ auf arte, mit Katharine Hepburn und Henry Fonda (seine letzte Rolle), Jane Fonda (zu der ich schon einmal „Hello“ gesagt habe, als ich neben ihr stand, soviel Angeberei muss schon sein – mehr fiel mir dann allerdings nicht mehr ein). Von 1981 ist der Film. Es geht um grantelnde Senioren, ich fühle mich vom Thema angesprochen.

In der Wikipedia sehe ich, dass der Hut, den Henry Fonda in vielen Szenen trägt, Spencer Tracy gehörte, Katharine Hepburn hatte ihn Fonda zu den Dreharbeiten geschenkt. Solche Details mag ich, der Film fällt ansonsten trotz großartiger Besetzung wohl eher unter rührselig, was durch den arg lieblichen Soundtrack noch erheblich unterstützt wird. Aber bereuen muss man das Ansehen auch nicht.

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Währenddessen in den Blogs

Die wunderschöne Fuchsstute vor meinem Fenster, die mit sehr unterschiedlicher Begeisterung das Wetter anzeigt.

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Eine Buchrezension für den Freundeskreis Tagebücher und auch für Menschen mit Interesse an NS-Geschichte, es soll da ja den einen oder anderen Gegenwartsbezug geben.

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Apropos Bezüge zur Gegenwart, Herr Rau bekennt sich zum Nichtwissen, und auch in den Kommentaren geht es ratlos zu.

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Auch mal wieder einen Instagram-Account empfehlen: Kristopher Shinn. „Shooting film on the ferries“, in Seattle. Ruhige Bilder, gefallen mir sehr.

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Es gibt einen neuen Roman von Wolf Haas

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Jochen steht vor Rätseln

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Gillamoos als Teilvolksfest

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Ein kritischer Rückblick auf die Dornenvögel, die Älteren erinnern sich.

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Gerade Gartenbaumläufer gehört

Montag, der 4. September. Ein Sohn wird 14, also ist der Kleinere nun schon erstaunlich groß. Wir gewöhnen uns gewiss auch daran. Wir passen die Geschenke wie immer an die Entwicklung und die Situation an:

Ein schwarzes T-Shirt, darauf eine Diogenes-Büste mit Sonnenbrille und dem Satz "Get out of my sun"

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Hanseatic-Help, sehe ich gerade, braucht dringend Männerkleidung. Falls Sie etwas haben und etwas abgeben können und Hamburg für Sie erreichbar ist …

 

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

 

Ein Beitrag geteilt von HANSEATIC HELP (@hanseatic_help)

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Gesehen: Diese Doku über Japan auf arte, mit sehr schönen, ruhigen Bildern, man beachte vor allem den Freitaucher (etwa in der Mitte).

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Gehört: Ich habe es schon ein paarmal erwähnt, aber es sei noch einmal ausdrücklich empfohlen, weil der Herr wirklich sensationell gut liest, das Hörbuch „Der Überläufer“, geschrieben von Siegfried Lenz, vorgetragen von Burghart Klaußner. Schauderhaft lebendig werden die Szenen mit dem verkommenen Vorgesetzten der Soldaten, mit dem Korporal Stehauf, wirklich schauderhaft.

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Nachmittags noch einmal im Garten, die Herzdame gräbt weitere Kartoffeln aus und findet endlich auch große Exemplare. Meine Vogelbestimmungsapp erkennt die Laute eines Vogels in der alten Weide als die des Gartenbaumläufers, aber sehen kann ich ihn nicht, obwohl ich lange mit verbogenem Hals unter den Ästen stehe. Ich verbuche die neue Art selbstverständlich dennoch als Punkt für mich, so viel Gamification muss sein.

Es gibt dann hervorragenden Geburtstagskuchen von der Herzdame für den heute nicht feiernden Sohn. Irgendwas Besonders muss schon sein, fanden wir.

Eine Käsesahnetorte auf einem Holzstapel im Garten

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Ansonsten rücke ich in diesen Tagen des Aiwangers schon wieder ein Stück nach links, ohne mich überhaupt bewegt zu haben. Es ist nur das Außen, das sich nach rechts bewegt, das Politiktheater in diesem Land, der Ton in den Medien, auch in manchen Kommentaren, und wenn es so weitergeht, werde ich irgendwann Linksextremist, ohne mich je auf einen Weg gemacht zu haben. Abwarten und Antifa denken, dann geschieht diese Verwandlung ohne weiteres Zutun.

Die Timelines baden während der Gillamoos-Politfestspiele in einer ungenießbar zynischen, monothematischen Bitternis, die ich zwar inhaltlich nachvollziehen kann, die aber vermutlich auch nicht weiterhilft. Aber ich bin weit davon entfernt, richtige Antworten zu kennen, sehr weit davon entfernt.

Ich nehme nur an, dass es kategorisch nicht richtig ist, auf die Themen der Rechten einzusteigen, dass es ihnen am Ende immer dient, was sich wohl gerade wieder erneut beweist.

Umgekehrt scheint es nicht zu funktionieren, aber das kann bitte die Fachschaft der Politologie erklären.

Ich erkenne vorerst nur, dass es keinen Sinn hat, sich thematisch dominieren zu lassen, was ich hiermit aber wieder getan habe. Es ist kompliziert.

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Bei all den bunten Träumen

Sonntag, der 3. September. Der Tag zwischen den Kindergeburtstagen, das war früher immer eine etwas anstrengende Zeit. Mittlerweile ist es deutlich lässiger geworden, die Peer-Groups übernehmen die Gestaltung und den Tagesplan, es ist eine normale Entwicklung. Die Herzdame aber backt noch Kuchen und steckt Kerzen darauf, etwas bleibt.

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In den Timelines häufen sich jetzt die Bilder von positiven Testergebnissen wieder auffällig, es gibt ein pandemisches Déjà-vu. Da in der letzten Woche auch gleich mehrere Meldungen aus der Offline-Welt dazukamen, kann ich auf weitere Beweise wohl verzichten, es brandet also wieder heran, auch wenn es in den Medien bisher nur vereinzelt bestätigt wird und das Herunterspielen deutlich überwiegt, all die Experten, die zu gar nichts mehr raten. In einigen ausländischen Medien geht es schon deutlicher zur Sache. Späteres Update: Vanessa meldet ähnlich, was die Infektionen betrifft, und bald dann auch die anderen Blogs, wir kennen das.

Man sieht im Alltag auch wieder ein paar Masken mehr in der Stadt, in den Läden, in den Bahnen, aber es sind noch sehr wenig, sie fallen kaum auf, man muss schon hinsehen wollen.

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Ich bleibe weiter am Thema Tourismus dran, ich nehme das aus dem Sommer einfach mit in den Herbst, und wir lernen da heute die französische Vokabel für Over-Tourism: Surtourisme. Okay, das war jetzt nicht sehr schwer. Ich war vor etwa dreißig Jahren zuletzt am im Artikel beschriebenen Mont Saint Michel, ich fand es damals schon vollkommen absurd voll und möchte mir da Steigerungen gar nicht vorstellen.

Es ist ein Ort von enormer Schönheit, keine Frage, aber ich wüsste keinen Weg, wie wir in einer freizeitorientierten Massengesellschaft mit so etwas adäquat umgehen könnten. Wir können es wohl nur auf die eine oder andere Art ruinieren.

In Griechenland werden währenddessen die Besucherzahlen für die Akropolis und andere Attraktionen begrenzt und Venedig wird Eintritt nehmen.

Für ein angenehm eskalierendes Nebenprojekt recherchiere ich gerade Friedrich Gerstäcker hinterher und sehen zufällig eine passende Textstelle, man kann sie nicht nur auf den Tourismus und die Reiselust beziehen:

„Eine wunderbare Wanderlust scheint überhaupt, besonders in den letzten Jahren, das ganze Menschengeschlecht erfaßt zu haben. Fremde Länder und Welttheile sind uns durch Reisebeschreibungen und die neuen Erfindungen rascheren Verkehrs näher gerückt und wir mit ihnen mehr vertraut geworden, als dies in früheren Zeiten wol der Fall war. Die Wanderlust steckt dabei Vielen in den Gliedern, auch aus anderen Gründen, als nur, weil unsere Phantasie mit uns durchgegangen ist.

Und können wir etwa nicht fort? – hindert uns irgend Etwas, dem Triebe zu folgen, der uns den Ranzen schnüren und der alten trauten Heimath den Rücken kehren heißt? Der Mensch ist eines der wenigen Geschöpfe unseres Erdballes, das überall gedeiht, und sich jeder Zone, mit mehr oder weniger Schwierigkeit, anpassen kann, während die Thiere und Pflanzen der heißen Zone im Norden sterben und eingehen, oder wenigstens durch künstliche Wärme vor den Einflüssen des ihnen feindlichen Klima’s geschützt werden müssen, wie auch umgekehrt die Thiere und Pflanzen des hohen Nordens nicht unter der tropischen Sonne fortbestehen können.

Der Mensch kennt kein solches Hinderniß; die Natur hat ihm scheinbar überallhin die Schranken geöffnet. Er darf gehen, wohin er will, ohne für seine Gesundheit, oder wenigstens für sein Leben fürchten zu müssen, und sollte man nun da nicht glauben, daß im Laufe der Zeit, bei all‘ den bunten Träumen, die sich die Menschen bilden, das ganze Geschlecht nach den Punkten unseres Erdballes hinüberziehen müßte, die das mildeste Klima, den besten Boden, die freundlichste Lage haben? ist es denkbar, daß mit dieser Möglichkeit vor sich, und mit der mit jedem Jahre wachsenden Leichtigkeit der Verbindungswege ganze Nationen noch oben im hohen Norden bleiben würden, wo sie neun Monate im Jahr in Schnee und Eis fast wie begraben liegen und von eklem Thran und faulen Fischen leben müssen? oder andere in heißen, trockenen Steppen, mit ewigem Wassermangel kämpfend, ihren Platz behaupten würden, den sie bald mit Leichtigkeit gegen ein benachbartes Land vertauschen können, das im Vergleich mit dem ihrigen ein Paradies genannt werden dürfte.“

Friedrich Gerstäcker, Der kleine Walfischfänger, eine Erzählung für die Jugend, 1856, ich zitierte nach Projekt Gutenberg, Rechtschreibung wie dort.

Er kommt dann aber im weiteren Verlauf bald auf die Vaterlandsliebe, die alle zuverlässig und für immer an ihrem jeweiligen Platz halten wird. Er konnte kaum ahnen, dass das bald nicht mehr für alle Wochen des Jahres gelten sollte und dass das Klima veränderlich ist.

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Im Bild heute wieder die Hafencity, diesmal die Station Elbbrücken. Ich bin mit der Herzdame da entlangspaziert, wir nahmen uns vage vor, das öfter zu machen. Es ist doch interessant, wie es sich dort verändert, auch wenn wir mit der Architektur und der Raumgestaltung nicht einverstanden sind.

Die U-Bahnstation Elbbrücken

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Und übrigens bin ich der Meinung, dass das hier ganz und gar nicht in Ordnung ist. Präventivhaft, was erlauben Rechtsstaat.

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Verdoppelungen

Sonnabend, der 2. September. Ich habe im Traum das neue Bürogebäude der Berliner BloggerInnen besucht, es war beeindruckend, eine wirklich sehr durchdachte Konferenzraumgestaltung hatten sie da, mit all diesen beweglichen Glaswänden. Ich bin dann mit erheblicher Verwunderung aufgewacht, was macht mein Hirn da wieder, kaum dass ich mal kurz nicht aufpasse? Das Bürogebäude der Berliner BloggerInnen, geht’s noch. Noch beim Frühstück durchgehend den Kopf geschüttelt.

Dann am Morgen gelesen, es hat sicher nur zufällig auch einen Bezug zur Hauptstadt: „Sie haben jetzt auch Cold brew in Berlin.“, Der Text wurde in den Timelines lebhaft herumgereicht. Danach las ich noch einen Text von Annette Dittert, den die Kaltmamsell freundlich empfohlen hatte: „Geisterschiff Großbritannien: Verdrängen ohne Ende.“ Sehr feine Lektüre für die erste Stunde des Tages.

Um noch kurz zu illustrieren, dass es mit meinem Hirn auch nicht immer einfach ist – die Silbenfolge von „Sie haben jetzt auch Cold brew in Berlin“ passt auf den Refrain des alten deutschen Songs „Prinzessin de Bahia Tropical“, und so höre ich das nun schon seit Stunden in meinem Kopf. Schlimm.

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Im Discounter.

Kassiererin: „Sie könnten aber schon guten Morgen sagen!“

Kunde vor mir: „Hab ich doch!“

Kassiererin: „Dann sagen Sie es halt zweimal. Meine Güte.“

Kunde vor mir: „Alles muss man doppelt machen. Alles.“

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Ich gebe einen Stapel Büchereibücher ab, in die ich nur kurz hineingesehen habe. Ich kehre entschlossen zurück zur Lesedisziplin und überlege, von welchem Buch ich zuletzt abgekommen bin, das war (… sortiert zehn, fünfzehn Bücher zur Seite …), das war, hier habe ich es: „Süßer Ernst“, von A.L. Kennedy, Deutsch von Ingo Herzke und Susanne Höbel. Da mal weiterlesen! Die Hauptfigur hört Howlin‘ Wolf, sehe ich, eine hervorragende Gelegenheit, auch noch einmal hinzuhören und zuzusehen, denn der Herr war sehr gut:

Da jedenfalls mal konsequent weiterlesen, das war doch eh ein lesenswertes Buch, was kam mir da denn bloß dazwischen, wieso bin ich wieder abgesprungen?

Wenn ich auf diese Art alle Bücher zurückgehen würde, von denen ich einmal durch ein weiteres Buch abkam, ich würde vermutlich irgendwann bei meinen Kinderbüchern landen oder bei den Asterixbänden, wenn nicht sogar bei Superman oder Clever & Smart.

Vor der Bücherei hängt ein großes Plakat an einem Zaun, es ist künstlerisch gestaltet, eine bunte Grafik, darauf steht groß „Deine Stadt und Du“, und abgebildet sind fröhliche Menschen beim Wassersport oder beim Spielen im Park. Direkt unter dem Plakat schläft ein Obdachloser.

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Ein Sohn wird heute 16, ich staune leise über die Zahl.

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Wir fahren in unseren Spätsommergarten. Verblassende Blüten, sinkende Stauden, die Hortensien neigen die gekrönten Häupter schon zur Erde. Es reifen noch einige Kürben, es gibt noch Himbeeren, Blaubeeren, Kornelkirschen, Aronien, Birnen und Äpfel, ich könnte auch Kartoffeln und Steckrüben ausgraben, noch später die Topinamburknollen. Auf dem Rasen liegen einige wenige gelbe Blätter, die sind eher versehentlich gefallen und sehen aus wie von Hand dorthin dekoriert. Das ist noch kein echtes Herbstlaub, es ist kaum als Zeichen zu verstehen.

Ein noch kleiner Hokkaido, der auf der Umrandung eines Hochbeetes wächst

Nur die Aronien haben schon etliche intensiv rote Blätter an zumindest einem Zweig, aber das fällt im Gesamtbild des Gartens kaum auf. Es ist fast alles noch grün, wenn auch müdgrün und zusehends etwas kraftlos aussehend, es ist kein Prachtsommer mehr. Die ganze Schreberkolonie wirkt wieder, wie schrieb es die Bachmann neulich in der Hotelbeschreibung, „wie in Ehren verarmt“, das beschreibt den noch sanften Verfall des Septembers recht treffend. Im Gras liegen die roten Spielperlen des Weißdorns, achtlos ausgeteilt.

Wenn man aber stillsitzt und der Wind in die Bäume und Büsche fährt, ist das Rascheln des Laubs jetzt ein anderes, trockener klingt es, mürber. Man hört es, dass die Blätter bald gelb werden, bald herunterkommen. Warte, warte, nur ein Weilchen.

Auf dem Heimweg fallen mir Eicheln vor die Füße, klackernd springen sie zur Seite, einige Schalen knirschen unter den Schuhen, und als ich hochsehe, sitzt da ein Buntspecht am Baum. Den ganzen Sommer habe ich ihn nicht gesehen, jetzt aber endlich.

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Es stirbt Jimmy Buffet. „Ein Lifestyle-Guru, von dem man den süßen Müßiggang unter Palmen lernen konnte“, schreibt die Tagesschau, und in der FAZ erschien ein längerer Nachruf.

Noch einmal nach Margaritaville, gefällige Klänge am Strand.


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Vollkommen andere Menschen

Donnerstag, der 31. August. Ich habe gestern noch nach neuen Serien geguckt, ich habe aber keine gefunden, ich interessiere mich einfach nicht genug für all das. Dabei fand ich das Seriengucken beim Kochen recht nett, aber ich werde wohl eine Pause machen müssen, bis mir wieder etwas zufällt, an dem ich hängenbleiben kann. Es ist etwas irritierend, durch Netflix oder andere Streaming-Dienste zu scrollen und dauernd zu denken: „Ach nee, das nicht. Und das nicht. Und das da – bloß nicht.“ Es wäre manchmal deutlich einfacher, einen Geschmack etwas mittiger im Mainstream zu haben, also etwa Krimis zu mögen, Action oder Fantasy, es gibt doch immer genug Auswahl in diesen Genres. Man kann sich diesen Teil seiner Neigungen wohl nur schwer passend zurechtbiegen, aber es ist so wahnsinnig unpraktisch, schwierig zu sein.

Ich habe dann, das wird hier noch zur Gewohnheit, noch einmal eine Art Krimi nur wegen der Kulissen angefangen, Brügge sehen … und sterben? Die Stadt sieht sehr verlockend aus, man möchte gleich die Koffer packen. Aber gut besetzt ist der Film auch, keine Frage.

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Es kam noch einmal Geschenkpost, ganz herzlichen Dank! Und zwar gab es „Bedrohte Bücher“ von Richard Ovenden, Deutsch von Ulrike Bischoff. Ein Buch über Bibliotheken und Archive, da kann ich mich beim Lesen wieder kurz an meinen schönen Titel Dipl.-Bibl. erinnern, das habe ich schon lange nicht mehr gemacht. Viele Grüße nach Tetenbüll!

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Grundsätzliche Überlegungen zur Handy-Fotografie

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Ansonsten stürmt das SEK der Polizei eine Wohnung auf meinem Einkaufsweg, auf der Suche nach einer Waffe, mit der jemand auf meinem Weg in den Garten neulich erschossen wurde. Ich aber gehe mit meinem Einkaufstrolley an allem vorbei oder auch hindurch und murmele stoisch: „Gehobene Wohnlage.“

In dem Moment, in dem ich dieses schreibe, höre ich von draußen schon wieder Polizeisirenen in einem Ausmaß … Noch zwei, drei Minuten und ich sehe in den lokalen Medien nach, was diesmal um die Ecke passiert ist.

Okay. Es war nur eine Drogenrazzia. Nix weiter passiert.

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Im Vorübergehen gehört – ich habe lange nichts mehr in dieser Rubrik notiert, ich möchte es gerne wieder aufleben lassen – habe ich einen Satz, den eine ältere Frau zu einer weinenden, jüngeren Frau sprach, die sie an der Hand hielt, es sah mütterlich aus, die Körperhaltung so tröstend zugewandt, aber das kann selbstverständlich täuschen: „Was du jetzt brauchst, das sind vollkommen andere Menschen.“ Die Jüngere schluchzte nur und antwortete nicht, die beiden stiegen in einen Bus.

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Später Elternabend. Es gibt nichts Negatives zu berichten und keinen Grund, sich aufzuregen. Auch mal schön.

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Freitag, der 1. September. Home-Office am offenen Fenster, es ist frisch, es wird mir am frühen Morgen fast etwas pulloverig zumute. Nur fast, aber es ist ein äußerst angenehmes Gefühl, Sekunden vor der Gänsehaut, dann steigt die Temperatur doch wieder ins Sommerlich und der Raum wird warm, allzu warm.

Ich habe heute 30jähriges Firmenjubiläum im Brotjob, und durch den Umstand, dass ich zuhause arbeite, wird der Abstand zu der Zeit, in der ich dort begonnen habe, noch größer. Was für ein Unterschied, technisch gesehen, wie sehr war Arbeit damals mit dem Gebäude und auch mit greifbaren Gegenständen verbunden. Menschlich ist es selbstverständlich auch ein großer Unterschied, es war ein anderes Land zu jener Zeit, eine andere Kultur, ein erheblich anderer Alltag.

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Eine Meldung über Rückgang beim Autoverkehr. Das finde ich faszinierend, weil es meiner wahrgenommenen Realität nicht entspricht. Womit ich nicht meine, dass ich Recht habe oder etwas besser weiß, es fällt mir nur nicht auf, dass da etwas weniger wird. Ab wieviel Prozent merkt man wohl was? Ich merke bisher nur, dass alle immer schneller und also auch lauter fahren.

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In den Foodblogs erscheint nun ein Kürbisrezept nach dem anderen, Kürbis, Kürbis kommt an alles. Der orangefarbene Pumpkin-Spice-Alltag im September.

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Von Kneipe zu Kneipe

Ich habe mir, nachdem mir freundlicherweise ein Invite geschickt wurde, Bluesky angesehen, noch so eine Social-Media-Plattform. Wenn man wie ich eine Twitter-Facebook- Etc.-Vergangenheit hat, kann man sich dort leicht seine mehr oder weniger gewohnte Timeline zusammenklicken, aber das konnte ich bei Mastodon auch schon und habe nicht ganz verstanden, warum das einigen so überaus schwergefallen ist. Es sieht ansonsten aus wie Twitter und kann naheliegenderweise ähnliche Dinge wie Twitter, und da viele aus der Timeline dort auch schon vorher auf Mastodon waren oder noch sind, ist es jetzt in etwa so, also sei man auf einer großen Party mit allen Freunden und Bekannten, und die Party zieht dann irgendwann am späten Abend eine Kneipe weiter, wobei man, wer kennt es nicht, ein paar Leute verliert und ein paar dazukommen, woher auch immer. Einige Typen hat man länger nicht gesehen, einige gerade eben erst. Und es ist dann eher egal, wie die nächste Kneipe heißt, aussieht und möbliert ist, man hängt eben immer noch mit derselben Gang herum, mit der man sich gewohnt gut unterhalten kann und immer wieder die alten Witze über die alten Themen macht, nur hat man jetzt nur auf einmal neue Sitznachbarn und hört daher für einen Moment andere Leute reden. Aber das durchmischt sich dann irgendwann auch wieder neu und unterm Strich ist es wohl online so wie offline, die Kneipe ist eigentlich egal, solange der Wirt kein Nazi ist oder auf die Tische kackt. Das Verrückte, das Surreale ist nur, wenn man noch einmal zur ersten Kneipe zurückgeht – dann sind die Leute noch da, mit denen man doch gerade woanders hingegangen ist, und sie führen hier wie da exakt die gleichen Gespräche, sie sagen sogar dieselben Sätze. Unheimlich.

Wenn ich beide Plattformen über Apps auf dem Smartphone betrachte, sind sie für mich kaum zu unterscheiden und ich vergesse nach einigen Scroll-Momenten, wo ich gerade bin. Ich weiß nur, Ex-Twitter kann es nicht sein, denn ich habe die App nicht mehr, aber es sah natürlich auch so aus.

Die Grundfunktion ist und bleibt bei all diesen Diensten simpel, eine schreibt was, eine antwortet, wie auch immer da der Hintergrund designt ist, mir ist das auch recht egal. Ich weiß, einige ziehen sich mit schon erstaunlich emotionalem Einsatz an Detailfunktionen hoch, quoted posts, Listen, Hashtags, Gifs und dergleichen, ich bin da wohl nicht empfindlich. Ich möchte, wenn etwa Frau Novemberregen schreibt, dass sie Hitze doof findet, darunter kurz schreiben können: „Ich auch.“ Außerdem möchte ich posten, wenn ich etwas Neues gebloggt habe, wie andere Bloggerinnen auch. Das können wir so jedenfalls auf allen textbasierten Plattformen, das ist bis dahin simpel und vermutlich leicht reproduzierbar. Das ist der elementare Sinn dieser Dienste im Alltag für mich und ja, ich weiß, man kann das berechtigt anders sehen, journalistische Interessen, politische usw., schon klar. Ich rede nur von mir.

Warum aber auf Bluesky so viele und so oft schreiben, dass es dort besser sei, obwohl es doch im Erleben der Nutzerinnen eher gleich ist, das kommt mir schon, wie soll ich sagen, etwas seltsam vor. Und diejenigen, die sich so vehement über die Erfahrungen mit belehrenden anderen Usern auf Mastodon beschweren, die drücken das manchmal, nun ja, verblüffend belehrend aus. Es ist jedenfalls ein seltsames Spiel und ich verstehe vielleicht die Regeln nicht ganz, siehe auch der Rest des Lebens.

Welchen dramatischen, entscheidenden Vorteil Bluesky also haben soll, das erschließt sich mir noch nicht. Die Nachteile verstehe ich ein wenig eher und sehe auch einige sofort, allein der Gründer. Und man kann auch, das wiegt fast noch schwerer, wieder hinterher nicht bearbeiten und korrigieren, was man gepostet hat, meine Güte, da waren wir doch jetzt technisch schon weiter auf Mastodon.

Ob es jetzt im Ernst sinnvoll sein kann, auf beiden Plattformen dauerhaft Gleiches zu posten, wie es manche oder sogar viele gerade tun – ich weiß ja nicht, das war schon bei Mastodon und Twitter unbefriedigend. Oder ob die Party irgendwann doch wie von selbst in zwei oder mehr Teile zerfällt, die sich irgendwie halbwegs klar definieren lassen? Hier die neunmalklugen Nerds, dort die kalauernden Komikerinnen, die pöbelnde Politikbande usw.? Ich würde es viel interessanter finden, wenn es überall gemischte Verhältnisse gäbe. Ich könnte sicher auch zwei Plattformen als Spielplatz nutzen, aber dann wäre es für mich deutlich schicker, sie wären irgendwie unterschiedlicher. So wie jetzt ist es auf Dauer nicht gut.

Ich fühle mich vorerst auf Mastodon wohler. Das ist in der letzten Zeit nun einmal meine Stammkneipe geworden, und dass sie keinem Verrückten gehört, das ist mir doch recht sympathisch. Ich schließe aber auch nicht vollkommen aus, dass ich irgendeinen entscheidenden Vorteil von Bluesky (jemand schlug vor, es polnisch auszusprechen, das fand ich schön) tatsächlich nicht verstanden habe.

Wie auch immer, ich stelle jedenfalls unterm Strich zufrieden fest, dass ich nennenswert weniger Zeit in diese Themen investiere als früher. Etwas hat sich doch geändert, und es ist vermutlich nicht schlecht für meinen Seelenfrieden.

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Währenddessen in den Blogs

Über Oberstufen in den späten Achtzigern. Es entspricht in etwa auch meiner damaligen Wahrnehmung. Und es ist natürlich schwer, sich das noch korrekt vorzustellen, aber ein Flugblatt wie das der Gebrüder Aiwanger hätte vermutlich einen eher riesigen Skandal ausgelöst. Ich kann mir nicht recht vorstellen, dass man das erfolgreich heruntergespielt hätte. Man darf aber auch gar nicht zu lange an die Achtziger denken, denn dann fällt einem unweigerlich wieder auf, wie omnipräsent Nazigedankengut seitdem in den öffentlichen Debatten wieder geworden ist. Es war damals doch entschieden seltener Bestandteil des medialen oder erlebten Alltags. Was für eine unfassbar traurige Entwicklung.

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Ein Update aus Frankreich zum in der Luft liegenden Thema Familienpfiff, in den Kommentaren etliche Ergänzungen.

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Ich sehe die erste Rezension zum Vorweiner von Bov Bjerg, hier noch eine weitere und auch die Kaltmamsell schreibt darüber. Ich habe noch nicht in das Buch hineingesehen, aber es liegt hier bereit und ich freue mich darauf, obwohl es weit außerhalb meiner literarischen Komfortzone zu liegen scheint.

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Unterwegs

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Anke über die Arbeit in Archiven

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Ein Interview mit Frédéric Valin über Inklusion, Behinderung und die Pandemie.

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Eine definitiv gruselige Therapiegeschichte.

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Gehört: Die neue Folge der Lage der Nation, wieder interessant zum Thema Migration.

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Weitere Links auch diesmal bei Kiki.

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Verlorene Jahre

Dienstag, der 29. August. Erstmalig wieder eine einstellige Temperatur am Morgen, aber die Wohnung glüht noch nach. Es dauert eine Weile, bis das ganze Gebäude auskühlt.

Ich lese wenigstens flüchtig die Nachrichten nach, die Sache mit der Kindergrundsicherung etc. Ich habe den starken Verdacht, dass bei allen, die da auf dem Begriff „Erwerbsanreiz“ herumreiten, eine eher infame Geisteshaltung dahintersteckt und vielleicht in keinem einzigen Fall etwas tatsächlich Wohlmeinendes, Hilfsorientiertes, Humanes, Soziales.

Erwerbsanreize, Abwählreize.

Gestern probierte die Herzdame am Abend Kleider und anderes an, wobei ihr die Frisur nervtötend oft im Weg war und sie sie kurzerhand etwas ruppig reffte und mit einem Haargummi dergestalt bändigte, dass ich einen Scherz über die Ähnlichkeit zu einer von Kohlhiesels Töchtern machte – und sie mich dann mangels Kenntnis dieses alten Films vollkommen verständnislos ansah, ich also in dieser kurzen Sequenz deutlich weiter ins Großvaterhafte, Seniorige vorrückte. Es gibt Sätze, mit denen verliert man Jahre.

Letzte Woche, das habe ich nicht erwähnt, brannte hier um die Ecke ein Haus, gleich zweimal an einem Tag sogar, es entzündete sich irgendwas erneut, nur ein paar Stunden, nachdem das beeindruckende Großaufgebot von Feuerwehr und Polizei wieder abgerückt war. Es brennt, über die ganze Zeit gesehen, die ich in diesem Stadtteil wohne, etwa alle 3 Jahre bei uns um die Ecke. Oder auch direkt unter uns, wie in dem einen Fall damals, als die Nachbarin den Herd angelassen und dann stundenlang das Haus verlassen hat. In Anbetracht dieser Brandfrequenz werden in dieser Gegend sämtliche Feuerwehrzufahrten doch erstaunlich konsequent und verlässlich zugeparkt, aber das ist sicher wieder so eine Angelegenheit mit regelorientierter, muffiger Vernunft einerseits und fröhlicher Freiheit, Freiheit andererseits. Vielleicht aber fehlen auch nur die Tiefgaragenanreize, was weiß ich.

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Ein Sohn, der gerade ausgeprägt keine Lust auf gar nichts hat, auf keine Anreize reagiert und lieber nicht mitmachen möchte, woher auch immer er das bloß haben mag, erklärt mir seine Verweigerungen wortreich mit seiner aktuellen Vorliebe für Diogenes. Also der Philosoph damals in dem Fass in Korinth, der sich auch nicht einfach angepasst hat, ganz im Gegenteil – ich vergebe still und vergnügt bildungsbürgerliche Pluspunkte. Viele. Auch wenn das Wissen nicht aus Büchern kommt, wie es damals bei uns noch selbstverständlich gewesen wäre, but the times, they are a-changin …

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Den „Stoner“ von John Williams durchgelesen, es ist ein sehr gutes Buch, dicke Empfehlung. Eine ruhige Angelegenheit, das scheint mir passend für den Frühherbst zu sein.

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