Nur drei, vier Links

Ich höre am Morgen sehr früh eine Radionsendung. In der wird mir berichtet, dass die unerträgliche Kandidatin der extremrechten Partei am gestrigen Morgen einen Anruf des sehr reichen Typen von DOGE verpasst habe. So also beginnen nun die Tage in diesen Zeiten. Was auch immer man medial zur Kenntnis nimmt, es ist mit großer Sicherheit TMI. Bezogen auf die Stimmung am Tagesanfang, bezogen auf die Motivation und auf die Gelassenheit. Was auch immer das noch einmal genau war.

Nun. Immer wieder habe ich in diesen Wochen das schon mehrfach aufgeführte Knef-Zitat im Sinn: „Dass es gut war, wie es war, das weiß man hinterher, dass es schlecht ist, wie es ist, weiß man gleich.“ Es ist so ein Satz, der bei einem Rückblick auf die letzten Jahrzehnte Romane gebären kann.

Ein anderes Thema, das gerade in der Luft zu liegen scheint, da es an so vielen Stellen gleichzeitig vorkommt: I’m tired of pretending tech is making the world better. Diese Geschichte mit der Speisekarte trifft es sehr gut, denke ich, man könnte etliche Beispiele dieser Art sammeln.

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Ein Besinnungsaufsatz von Dan Sinker (Wikipedia über ihn) zum schönen Thema „Fascism always fails.“ Mit viel Geschichtswissen über den Ku-Klux-Klan, denn es gibt keinen Mangel an unerfreulichen Themen aus Vergangenheit und Gegenwart, wir sind reich versorgt.

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Frau Novemberregen schreibt über das Wahlergebnis: Wie soll ich da irgendwas verstehen. Die Kaltmamsell weist darauf hin, was noch ein Glück ist, Wolfgang erläutert die Gedanken böser Menschen und Sven bloggt (manchmal kommen sie wieder!) über seinen Einsatz als Wahlleiter.

Ein Aufkleber an einem Ampelmast: Sei kein Arschloch

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Wir winken schließlich Roberta Flack, mit herzlichem Dank für die Musik. Im Plattenschrank meiner Mutter stand damals in den Achtzigern das Album „Killing me softly“, auf dem man vorne den Deckel des Flügels aufklappen konnte. Das war lange bevor die heute allfälligen Pop-Up-Effekte bei Karten etc. weit verbreitet waren, es war noch originell. Und es war überhaupt das einzige Cover, das von der Gestaltung her derart herausragte und anders als die anderen war.

So wie das Doppel-Album von Elvis das einzige war, welches farbige Schallplatten enthielt (in poppigem Pink).


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Im bunten Gewimmel II

Um achtzehn Uhr habe ich einen schnellen Blick auf die Hochrechnungen geworfen. Hätte ich vorher auf gewisse Ergebnisse gewettet, ich hätte diesmal ordentlich abgeräumt. Aber es gab auch schon andere Wahlabende in den letzten Jahrzehnten, das ist also leider keine besonders verlässliche Begabung, die ich gewinnbringend umsetzen könnte. Und es bringt einem auch nichts, bei so etwas richtig zu liegen, es macht einen nicht glücklicher. Vielleicht im Gegenteil. Wie die Herzdame gerade sagte, während ich schrieb: „Wir liegen richtig, aber gut ist das nicht.“

Ich prüfte dann noch kurz, ob die geschätzten Kolleginnen aus den diversen Wahlforschungsabteilungen meiner Brotberufbranche halbwegs richtig gelegen haben. Eine gewisse Verbundenheit mit dem Thema fühle ich doch stets mit. Auch wenn es über 25 Jahre her ist, dass ich mit Wahlforschung direkt etwas zu tun hatte und ich seitdem nur im administrativen Bereich tätig, also verlässlich vollkommen unschuldig an veröffentlichten Ergebnissen bin. Es ist mir dennoch wohler, wenn es nicht katastrophal danebengeht.

Zehn Minuten später konnte ich es alles auf einmal nicht mehr sehen und brauchte dringend eine Politikpause, sofort, unverzüglich. Ich habe das Notebook fast ruckartig zugeklappt und bin rausgegangen. Wo viele andere Menschen auch gerade mit Spaziergängen beschäftigt waren, enorm viele sogar, und wo das ganze Nachrichtenelend nicht stattfand. Wo alles normal aussah, urban as usual.

Im Hauptbahnhof stand ich eine Weile oben auf der Galerie in der Wandelhalle und sah planlos zu, wie sie da unter mir durcheinandergingen. Die Hunderte, Tausende von Leuten aus zehn, zwanzig, dreißig und sicher noch mehr Nationen, Herkunftsländern, Hintergründen etc. Wie sie da alle durchreisten, ankamen, abreisten, sich begrüßten, verabschiedeten, zu Zügen eilten, einkauften, aßen, tranken und redeten, sich umarmten, küssten und einander zuwinkten. Und es war alles ganz normal.

Was man sich ab und zu einmal klarmachen sollte, was sich vermutlich viel mehr viel öfter klarmachen sollten. Dass das alles läuft. Dass das längst so ist, dass es vollkommen normal ist. Ohne Aufregung, ohne Krawall, ohne dass sich alle an die Gurgel gehen. Die Menschen wimmeln ameisenhaft gekonnt durcheinander, sie stoßen keineswegs dauernd zusammen, sie kollidieren dabei nicht alle paar Schritte. Und eine überwältigende Mehrheit, wie man im Wahlkontext immer sagen muss, eine überwältigende Mehrheit benimmt sich normal, unverdächtig, unauffällig, alltagskonform. Sie gucken dabei nicht einmal aufs Smartphone, sie lesen dabei nicht einmal die sich überschlagenden Politiknachrichten mit. Sie machen einfach ihr Ding.

Eine Stunde Hauptbahnhof, das kann auch lehrreich sein. In den Nachrichten, lokal und auch bundesweit, ist dieser Bahnhof oft wegen der Vorfälle, wegen der Kriminalität, Drogen, Elend etc. Aber wenn man sich nur auf diese Meldungen verlässt, verkennt man eindeutig die Normalität. Man verkennt die 99% der Tage und Stunden. Wieder fällt mir das neulich erwähnte und weiterhin bedenkenswerte Zitat von Anne Tyler wieder ein (hier war es): „… and on the whole they behave, they behave very well.“

Es ist ein Satz, mit dem man sich, so banal er klingt, noch etwas beschäftigen kann.

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Beeindruckend fand ich außerdem dieses Interview beim Deutschlandfunk mit der ukrainischen Autorin Tanka Maljartschuk, der „kämpferischen Pessimistin“, wie es im Titel heißt. Nachvollziehbare, wenn auch vermutlich nicht überall willkommene Gedanken zum Thema Hoffnung und zum unerbittlichen, vorwärtstreibenden Dennoch. Den Blauwal der Erinnerung habe ich einmal von ihr gelesen, weiß ich noch, ihren Essayband merke ich jetzt vor.

Außerdem gehört, einigermaßen unpassend ist es hinter der erstgenannten Sendung: Ein Kalenderblatt zu Clarence Nash, der Stimme von Donald Duck. Na, es gab Propagandafilme gegen die Nazis von Disney, auch mit Donald. Dann ist man erneut beim Widerstand, dann passt es wieder.

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Wir winken schließlich Bill Fay. Im Guardian gibt es einen Nachruf mit eingebettetem Video zum einzigen Live-Auftritt in den späten Jahren, mit dem wunderbaren „Never ending happening.“ Den Titel eines seiner Alben, „Life is people“, habe ich in der letzten Woche erst als Appell in einem Gespräch gehört, fällt mir ein. So läuft das hier nämlich wieder ab mit den Zufällen. Dachte er und guckte skeptisch.

Und damit ab in den Tunnel der Woche.

Tunnel der U2 im Hamburger Haupptbahnhof

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Im bunten Gewimmel

Noch einmal habe ich, nein, haben die Herzdame und ich demonstriert. Und zwar, weil ich ja, wie ein leider allzu bekannter Herr von der CDU sagen würde, nicht alle Tassen im Schrank habe, aus linker, bunter und grüner Richtung gegen Rechts und Braun und politische Dunkelheit, wenn nicht Finsternis. Bei Carolin Emcke übrigens, in dieser Woche schreibe ich sie richtig, ist Miriam Rürup (Wikipedia-Link zu ihr) Gast im Podcast, da wird das Wirken jenes Herrn auch thematisiert.

Rund 40.000 Menschen liefen bei den Demos in Hamburg mit, acht davon erkannte ich im Laufe der Stunden. Acht grüßte ich also, na, Du auch hier, wie schön. Nachbarinnen, Kolleginnen, Bekannte etc. Und es war dann gar nicht nur nebenbei gefühlt, dass es schön war, sie alle dort zu treffen, es war eher elementar.

Denn sie sind doch tatsächlich ungemein trostreich, diese Demos, diese marschierende, fordernde Gesellschaft. Es tut gut, dabei zu sein. Es ist immerhin gut, dabei zu sein. Und das ist auch nicht nichts, in dieser Lage.

„Alerta, alerta, wir Omas, wir sind härter“, skandierten die „Omas gegen Rechts“ mit geradezu jugendlicher Verve, ich lief eine Weile hinter der sympathischen Truppe her. Vorne am Zug spielte die Meute, was der Stimmung selbstverständlich besonders guttat. Wie auch das Wetter, es war eine fast volksfesthafte, ausgesprochen frühlingsvergnügte Protestaktion, manche tanzten schon in T-Shirts und kurzen Hosen. Es demonstriert sich doch etwas entspannter, wenn man nicht friert dabei.

Man hätte es alles von weiter oben fotografieren sollen, den ganzen quirligen Aufmarsch:

„Kehre dich um, von diesen Höhen
Nach der Stadt zurückzusehen.
Aus dem hohlen finstern Tor
Dring ein buntes Gewimmel hervor.“

Ein saisonal etwas verfrühter Goethe ist das heute, aber gut. In unseren Zeiten gerät gerade so manches aus dem Takt, da ist dies noch das kleinste Problem. Auf dem Wagen des Thalia-Theaters saß ein weiterer ehrwürdiger Dichter aus dem Regal mit den Klassik-Ausgaben. Die Kopie des Denkmals am Gänsemarkt war es, sicherheitshalber mit einem erklärenden Schild um den Hals.

Eine Kopie des Lessing-Denkmals am Gänsemarkt auf einem Demowagen

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Pia Ziefle schreibt über die Wahl und die Geschichte.

Und hier, passend angelegt, die Gedanken von Mely Kiyak in der Schweizer Republik und auch noch die von Nils Minkmar.

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Schließlich das wöchentliche Update zur Situation in den USA von Garrett Graff alias William Boot. Es ist wieder recht schwer zu ertragen, wofür der Autor allerdings nichts kann. Wie Pia Ziefle im Link weiter oben schrieb: „… das Treiben der Amerikaner bricht alle Verzweiflungsrekorde.“

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Im Dauerdrostenmodus

Vorweg wieder ein Dank an eine Leserin für das freundliche Zusenden eines Buches vom Wunschzettel, nämlich Gene Sharp: Von der Diktatur zur Demokratie – ein Leitfaden für die Befreiung. Deutsch von Andreas Wirthenson. Es wird Literatur zur Lage in den USA sein, wie man wohl sagen muss.

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Gehört: Ich bin noch mittendrin, aber schon die erste Hälfte gefällt mir gut und ist bereits eine Empfehlung an die geschätzte Buchbubble und auch für alle Interessierten an Exilliteratur wert: Eine Lange Nacht beim Deutschlandfunk über den Exilverlag Querido in Amsterdam (157 besonders fein gefüllte Minuten)

Außerdem gehört: Ein Kalenderblatt über Malcolm X. Das Thema Widerstand zieht sich hier erstens durch und zweitens Weiterbildung nach sich, wie es aussieht.

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Wobei, Widerstand … es verstehen tatsächlich nicht alle. In dieser Woche habe ich zweimal gehört, ohne dass ich allerdings direkt in die Gespräche involviert war, dass man beim neuen Präsidenten da drüben doch erst einmal abwarten müsse. Was wir doch schon in seiner ersten Amtsperiode fast unerträglich oft gehört und leider auch in einigen Medien wieder und wieder gelesen haben und was sich, wenn man etwas aufgepasst hat, damit längst erledigt haben sollte.

„Bilden Sie sich fort!“, möchte man da wieder Herrn Drosten zitieren. Von dem mir überhaupt nur zwei Zitate bekannt, dieses und das wunderbare, fast dremelhaft verwendbare „Ja, ist gut jetzt.“ Es ist schon erstaunlich, wie viele Anwendungsfälle für diese beiden Drostenslogans mir an jeglichem Tag auffallen. Ich könnte die Hälfte meiner Dialoge damit bestreiten, glaube ich manchmal, und ich bin dermaßen oft in Versuchung, auch meine Mailantworten in diesen Ausprägungen zu konkretisieren. Zwei Shortcuts, Auto-Repeat, alles erledigt. Schlimm.

In meinen Timelines zerlegen sich währenddessen nach altem Muster die im weitesten Sinne linksgerichteten Gruppen in giftigster Weise gegenseitig, statt sich um den gemeinsamen Gegner zu kümmern. Und meine Lust, an der Weltgeschichte auch nur beobachtend teilzunehmen sinkt und sinkt beim Nachlesen.

Aber es nützt ja nichts.

Ansonsten habe ich in den letzten Tagen wieder unanständig viel gearbeitet. Von der Arbeit gibt es aber dummerweise wie immer nichts zu berichten, das ist auch so ein nagendes Problem. Vorsicht bei der Berufswahl, wenn man zum öffentlichen Schreiben neigt, liebe Kinder.

Und was außerdem war – ich weiß es nicht recht. War etwas? Na, es wird schon etwas gewesen sein. Nachher jedenfalls gibt es wieder eine Demo fast vor der Haustür, vielleicht sieht man sich dort.

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1982, 1993, 2025

Und dann wurde es neulich noch schlimm, als ich über die Wahlbeteiligung im geschichtlichen Verlauf nachdachte, ich erwähnte es. Denn ich kam noch auf weitverzweigte nostalgische Abwege und las etliches über die speziell hanseatische Ausprägung der linksorientierten, westdeutschen Vergangenheit nach. Über Willy Brandt, über Helmut Schmidt. Und auch – da fiel mir dann etwas ein, über Björn Engholm. Es fiel mir nämlich ein, wie falsch 1993 die Geschichte für mich und für viele andere abgebogen ist.

Ich hätte die Jahreszahl nicht einmal mehr parat gehabt. Aber das war das Jahr, in dem Engholm abging, von allen Ämtern und Zukunftsaussichten. Und es geht mir nicht darum, ob er nun die Lichtgestalt war, für den ihn viele damals gerne gehalten haben. Im Zweifelsfalle müssen solche Fragen ohnehin stets verneint werden, wie die Geschichte uns gründlich und oft bewiesen hat. Es geht mir nur darum, was für eine grundsätzliche Enttäuschung es für uns war. Das hätte so nicht passieren dürfen, er hätte Kanzler werden müssen. Es war erwartbar geworden, und wie richtig wäre es gewesen, aus unserer Sicht.

Im Grunde war es eine Kränkung, dass es nicht so kam, eine Zumutung der politischen und geschichtlichen Entwicklung. Eine von recht vielen Kränkungen war es dann nur, wie wir mittlerweile wissen. Aber doch eine der schlimmeren.

Er hat später in Interviews gesagt, der Herr Engholm (interessant besonders dieses von 2007 beim Deutschlandfunk, ruhig mal trotz der Länge nachlesen, es ist erhellend), dass er es nie bereut habe, aus der Politik gegangen zu sein. Ich würde es ihm gönnen, dass es so stimmt, so viel Lübecker Verbundenheit muss schon sein.

Und wo ich gerade bei Engholm war und heute die News-Seiten sehe – man kann sich zwischendurch noch einmal klarmachen, dass es Zeiten gab, in denen ich nicht einen derartigen Ekel vor nahezu allen omnipräsenten Gesichtern aus der Politik hatte.

Die erste Zumutung in dieser Hinsicht und für meine Generation war Helmut Kohl. Es ist schwer zu beschreiben, wie sehr wir es als Zumutung und Belästigung empfunden haben, als er zum ersten Mal Kanzler wurde und fortan immer und überall war. Wie unterirdisch uns das vorkam, wie bedrückend und höchst peinlich. Wie das nicht wahr sein konnte und durfte.

Aus heutiger Sicht und im Vergleich zu den aktuellen Horror-Clowns der weltweiten Rechten, inklusive der deutschen Varianten, muss man allerdings sagen, dass Kohl geradezu ein Ehrenmann war.  Und es will etwas heißen, wenn man das so sagen muss.

Es wurde dann später auch wieder besser. Wobei ich da natürlich nur für mich sprechen kann. Aber die Merkeljahre zumindest waren bei mir eine Ekelpause.  Ich war mit ihr nie oder höchst selten einverstanden, aber auf diese besondere Art grässlich fand ich sie nie, dass ich mir große Mühe gegeben hätte, ihr Gesicht nicht zu sehen. Merkel war auszuhalten. Was geschichtlich auch eine interessante Wertung ist und tatsächlich erstaunlich viel erklärt, ich weiß.

Nun eine Gegenwart, in der ich mir dringend wie nie einen Filter für sämtliche Medien weltweit wünsche, damit ich diese feixenden, von zutiefst verdorbenen Persönlichkeiten und geradezu desaströsen Charakterdefiziten zeugenden Gesichter der Führer und Führerinnen der im weitesten Sinne rechten Bewegung nicht mehr dauernd ertragen muss.

Denn ich finde sie in einer Weise unerträglich, die ich mir 1982, als Kohl zum ersten Mal Kanzler wurde, noch nicht einmal vorstellen konnte.

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Manches ist schon so lange her

Neulich traf ich einige Menschen aus dem Internet, was schon wieder längere Zeit nicht vorkam. Kaum bemüht man sich um etwas nicht, schon passiert es einfach nicht mehr, siehe auch Demokratie, Kultur und verwandte Themen. Es ist ein wahres Elend, wie suboptimal das eingerichtet ist. Aber manchmal bemühen sich immerhin andere, und man darf dann vielleicht mitmachen. Da muss man auch dankbar sein, denn es ist gut und besonders löblich, wenn sich jemand um etwas kümmert.

Unweigerlich ist es nun aber so, dass Menschen aus dem Internet, die es nicht erst seit gestern benutzen, im Gespräch immer tief in der Vergangenheit landen. In unserem Fall also auch bei der Vergangenheit der diversen Dienste, bei denen wir einmal angemeldet waren oder manchmal immer noch sind. In den Zeiten der großen Zersplitterung der Timelines ist das ein überaus ergiebiges Thema, ein wahrlich weites Feld. Es fällt einem noch etwas und noch etwas ein. Wer ist eigentlich noch wo, wer macht gerade was auf welcher Seite, was wurde eigentlich aus, wie hieß denn bloß noch … und da gab es doch den Dings. Oder die?

„Und ein paar Namen fallen mir ein …“ singt Reinhard Mey in einem bekannten Lied über seine jungen Jahre: „Komm, gieß mein Glas noch einmal ein.“ Übrigens mittlerweile auch ein westdeutsches Geschichtsunterrichtslied. Eindeutig seminartauglich ist es im Laufe der Zeit geworden: Welche Rolle spielt die Erwähnung der Weltrevolution, erörtern Sie.

„Wir werden im Seniorenheim irgendwann Plattformnamen murmeln“, sagte ich. Was ein faszinierender Gedanke ist, denn er klingt nur wie ein Scherz. Bei Lichte betrachtet ist er doch etwas wahrer, als es uns vielleicht recht sein kann. Denn genau so wird es kommen. Wenn wir es denn bis dahin schaffen. Und wenn es dann überhaupt noch so etwas wie Seniorenheime und sogar Pflegepersonal gibt, wie man in unseren der Dystopie zugeneigten Zeiten des ausgeprägten Fatalismus gleich ergänzen möchte. Das Pflegepersonal wird sich dann gewiss über merkwürdige Bezeichnungen wie etwa “Flickr“ wundern. Das klingt wie ein Pferdename, was reden die Alten da heute wieder. Was sind eigentlich Plattformen, was für ein seltsames Wort ist das. Und warum lachen sie immer so seltsam, diese Alten, wenn jemand „Ello“ erwähnt.

Nun. Wir hatten damals jedenfalls diese Online-Zeit. Und sie war nun einmal so, wie sie war. Wir müssen den Mey-Text nur hier und da etwas umdichten, um ihn an unsere Erfahrungswelt anzupassen:

„Vieles ist schon so lange her
Kenn‘ ich nicht alle Nicknames mehr

So kenn ich die Avatare doch
Und ich erinnere mich noch…“

 

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Drei, vier Meter Ordnung

Ich gehe durch die Kälte. Ich friere und denke, was früher in meiner Familie geradezu zwanghaft gesagt wurde, wenn jemand sichtlich fror: Der Säufer und der Hurenbock, der frieret selbst im dicksten Rock. Im Sinne dieser Anklage betrachte ich mich in der aktuellen Lebensphase zwar als vollkommen unschuldig, aber egal. Dicker Pullover, dicke Winterjacke, alles egal, nichts hilft mehr. Mir ist kalt, wie immer im Februar. Ich habe keine Energie mehr übrig, um die Winterkälte noch abzuwehren.

Dennoch zum Einkauf gehen. Alles dennoch machen.

Ich gehe am Bücherschrank vorbei, der in einer alten Telefonzelle untergebracht ist und dafür sorgt, dass ich stets weiterhin weiß, wie es sich anfühlt, Telefonzellentüren zu öffnen. Eine Bewegung aus längst vergangenen Jahrzehnten. Ein Mann steht da gerade vor den Büchern, mit dem typisch schräggelegten Kopf des Interessierten. Also warte ich etwas ab, immer weiter frierend, fluchend und die Zeit abschätzend. Wie lange kann der brauchen, bis er da etwas findet, wie lange kann ich darauf warten. Was drängt noch alles an diesem Nachmittag, was muss noch gemacht werden und wann.

Andere brauchen immer länger als ich vor diesen Bücherschränken. Sie sehen sich Ewigkeiten einen Klappentext an, sie blättern versonnen in den Werken, sie lesen sich sogar fest. Sie strahlen manchmal eine Entspanntheit aus, die ich nur vom Hörensagen kenne.

Der Mann vor mir steht da jedenfalls wie angewurzelt. Und wie der steht, er steht und steht. Es dauert enorm lange, und nach einer Weile denke ich, dass es selbst für tiefenentspannte Menschen doch eher ungewöhnlich lange dauert. Ich gehe schließlich etwas näher heran und sehe nach, was er da eigentlich macht. Und warum er sich dabei so oft bis zum untersten Regal bückt, als sei das eine zu absolvierende Turnübung.

Ich sehe, dass er die Bücher, zweihundert oder mehr werden es wohl sein, sortiert. Alphabetisch. Sorgsam, akribisch und mit Muße. Er stellt sie dabei auch gerade hin. Er rückt alles zurecht, richtet die Reihen aus und verschiebt sie dann erneut ein wenig, wieder und wieder.

Selbstverständlich wird aber einer der nächsten Menschen, die dort etwas Lektüre herausgreifen oder dazustellen, alles wieder unordentlich machen. Wenn nicht sogar ein reines Chaos veranstalten, wozu leider viele bei öffentlichen Bücherschränken neigen. Auch so ein abgründiger Ausdruck von Zeiten und Sitten.

Wir haben nun die Wahl, wie wir das finden. Ob wir das vollkommen verrückt finden, was der Mann da macht, in seinem offensichtlich dezent durchgeknallten Ordnungsstreben – oder ob wir eher bemüht mitfühlend daran denken, dass wir doch alle einen Rest Ordnung brauchen in dieser Welt. Und warum nicht genau da. Wenigstens drei, vier Regalmeter mit System und Sinn, das ist nicht nichts. Das sind dann immerhin einige Meter, und also schon ein Stück Welt.

Irgendwo muss man eben anfangen. Wehrt Euch gegen die eskalierende Entropie, leistet Widerstand, wo Ihr nur könnt. Also gleich hier. Vielleicht ist das der Blickwinkel der Wahl.

Na, egal. Jetzt kurz aufräumen, dann zur Arbeit, dort etwas Ordnung in die Zahlen bringen. Was man so macht.

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Wahlanmerkungen

Nach unerwartet schwierigem Arbeitsmontag ging ich gestern durch die nach wie vor anstrengende, enorm lästige und auch vollkommen überflüssige Februarkälte bei meiner Mutter vorbei, um ihre Briefwahlunterlagen abzuholen und einzuwerfen. Ich leistete also einen kleinen Dienst an der Demokratie ab. Dies war mir dann das wiederum erfolgreich gefundene Immerhin des Tages, welches stets mit Sorgfalt beachtet werden muss. Denn wo kommt man sonst hin, in welch trübselige Zonen würde man landen, ohne ein Immerhin.

Da gab es also einen annehmbaren Aspekt in den Stunden des Wochenanfangs, die ansonsten eher zweifelhaft gefüllt waren, wenn es um die Sinnfrage ging.

An meinen Familienkreisen wird die Wahlbeteiligung diesmal nicht scheitern, soweit ich es überblicken kann. Alle sind willig, bereit, wild entschlossen. Und so gehört es auch. Auch diesmal erinnere ich gerne und anlassgerecht an den längst verstorbenen Urgroßvater der Söhne im Heimatdorf der Herzdame, der sich zum Wählen stets in den guten Anzug warf. In den schwarzen Anzug, den er vielleicht nur an diesem einen Tag im Jahr trug, wenn ansonsten keine Beerdigungen oder dergleichen anstanden. Und der dann derart feierlich gewandet über die Straße ging, einen Weg von höchstens hundert Metern, um in der Schule direkt gegenüber zu wählen und mit den Wahlhelferinnen etwas Smalltalk auf Platt zu halten. Und um sich direkt danach wieder umzuziehen.

Gut angezogen war er beim Wählen, weil es ein Staatsakt war. Eine hoch offizielle Handlung war es für ihn, und in diesem Geist eifere ich ihm seitdem nach. Man muss die Vorbilder auch erkennen, wenn sie einem begegnen.

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Unglaubliche 91,1% Wahlbeteiligung gab es bei der Willy-Wahl 1972, habe ich gestern am Abend noch einmal nachgelesen, als ich über dieses Thema weiter nachdachte. Seit damals ging es bergab und diese geradezu irre hoch anmutende Beteiligung ist längst nicht mehr vorstellbar. Sie wäre heute auch nicht mehr glaubwürdig, würde sicher nur zu besonders schwungvoll laufenden Verschwörungstheorien führen.

Der Tiefpunkt, um es der Vollständigkeit halber ebenfalls anzumerken, kam dann 2009 mit 70,8%. Eine ausgesprochen lustlose Merkel-Wahl war das. Steinmeier auf der Gegenseite, an den ich aber keine Erinnerung habe, was auch gleich eine gute Beschreibung der Kandidatur ist.

91,1% also im Jahr 1972, meine Damen und Herren. Wie man heute mit leider unangenehmer Assoziation sagt: Let that sink in.

Vermutlich war diese Wahl damals das erste politische Ereignis, an das ich überhaupt eine Erinnerung habe. Vor allem wegen der offensichtlichen Spaltung in der Familie. Mein Vater war für die CDU, meine Mutter widerständig für die SPD. Die Scheidung kam dennoch erst Jahre später, es zog sich alles etwas hin, die Zeiten waren langsamer.

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Das kulturelle Highlight des Tages fand ich gestern bei der Kaltmamsell, bitte folgen Sie dort dem Link „The Louvre and his visitors.“ Sehr schön ist das, ein Projekt, bei dem ich die Motivation sofort nachvollziehen kann.

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Kreideschrift an einer Wand: Lieber bunt als braun!

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Abendliches Turnen

Bei der Bettlektüre hänge ich immer noch beim Böll fest, beim Billard um halbzehn. Das auf dem Buchtitel tatsächlich so geschrieben wird, zusammen: halbzehn. Der Roman ist einerseits kompliziert aufgebaut, zeitlich verschachtelt und symbolisch stark aufgeladen, wenn nicht sogar überfrachtet, was etwas anstrengend ist. Er gefällt mir andererseits dennoch und ist für die westdeutsche Geschichte auch höchst interessant. Eine dermaßen fremde und längst weit entrückte, kaum noch vorstellbare Welt wird da geschildert – die doch gerade erst war, geschichtlich betrachtet. In Familien, auch in meiner, erzählt man hin und wieder noch davon

Ich bleibe also dran, schweife geistig aber dauernd ab und schlafe dann fast unweigerlich nach acht, zehn Seiten ein. Es könnte sich noch etwas hinziehen, bis ich zum nächsten Buch auf dem Nachttisch komme, von dem nun stark einsturzgefährdeten Stapel. Aber das macht ja nichts.

Ich höre außerdem auf den Einkaufswegen weiter den vorzüglichen Roman „Die Glücklichen“ von Kristine Bilkau, und wenn Sie einen Blick auf den damaligen Spiegel-Artikel dazu werfen, dann sehen Sie, dass auch das mittlerweile thematisch schon Vergangenheitsbewältigung geworden ist. Vielleicht etwas schneller, als man es in jenen Jahren, also neulich, erwartet hat. Auch in diesem Buch werden andere Zeiten beschrieben, aber so waren wir, so war es. In Blogs ist sie ebenfalls gut nachzulesen, diese Epoche.

Das eine Buch 1959, das andere 2015. Der geistige Spagat, den man beim fast gleichzeitigen Konsum turnen muss, ist etwas herausfordernd, aber auch lehrreich. Und erinnert daran, von dem Böll-Roman aus gedacht, dass die Zukunft kategorisch unvorstellbar ist. Was man selbstverständlich wiederum mit Skepsis oder Hoffnung betrachten kann, aber erst einmal ist es eine Tatsache.

Man fährt nur auf Sicht, alles andere ist Fantasy.

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Ansonsten wurde bereits eine neue Woche ausgeliefert. Ich sah beim pflichtgemäßen Sonntagsspaziergang durch den schnatterkalten Stadtteil am Sonntag ein passendes Schild in einem Fenster und habe es für Sie aufgenommen. Man kann es sicher für beliebige Zumutungen, Personen, Ereignisse und Anforderungen in der, welche war es noch, KW 8 verwenden.

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Pretty amazing

Vorweg noch einmal ein begeisterter Dank für die Zusendung von Lektüre – einmal „Verlust“ vom Soziologen Andreas Reckwitz, einmal Jen Gunter mit dem Menopause-Manifest, ein Wunsch der Herzdame. Vielleicht mag sie später etwas darüber schreiben, ich werde sie ab und zu schubsen. Ganz herzlichen Dank!

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„ich würde ja sogar in eine partei eintreten, müsste dann aber aus der gewerkschaft austreten, weil sich die beiträge dann doch zu einer summe stapeln, die mit meinem einkommen nur schwer vereinbar ist.“

Ich zitiere es beispielhaft, weil ähnliche Überlegungen viele umtreiben. Weil man nachdenkt, was zu tun ist, weil man es diesmal auch tut. In meinem Umfeld gab es gerade mehrere Parteieintritte, ich höre das mit großer Freude. Zu der Klima-Demo am Freitag kamen in Hamburg Tausende, damit hatte ich nicht gerechnet und lag angenehm falsch. Der Winter-CSD für die queeren Rechte war ebenfalls stark besucht. Das muss man auch alles sehen, zur Kenntnis nehmen und geistig im Fach „Positives und Progressives“ ablegen. Es ist wichtig, auch dabei mit Sorgfalt vorzugehen und möglichst viel mitzubekommen.

Und Mitte Februar ist vorbei, da haben wir dann auch schon mehrere Immerhin-Momente des Tages gefunden. That was easy!

Wir betreten in Kürze gemeinsam die KW 8, um es im alten Bürodeutsch zu sagen. Aus meinem Alltag ist diese Abkürzung in den letzten Jahren verschwunden, fast ausgestorben, das sagt niemand mehr. Aber KW 8, das klingt doch schon nach etwas. Da hat man bereits etwas geschafft. Oder hat es zumindest abgesessen. Was auch schon etwas ist, in diesen Zeiten! Wir wollen mit Lob nicht sparen, wir brauchen es doch.

Es waren, aber das gilt vielleicht nur für mich, seltsam unbelebte, theorielastige erste Wochen in diesem Jahr. Insofern, als es fast nur um Arbeit und um Nachrichten ging. Sehr viel Arbeit gab es, deutlich mehr als sonst, und anregende Arbeit war sogar dabei. Und daneben, drumherum und auch als Soundtrack die Nachrichtenlage. Hintergründe, Analysen, Reportagen und Ticker. Der intensive Wunsch, auf irgendeine Art mit dem Verständnis noch hinterherzukommen, geistig an Bord zu bleiben. Beides, die Nachrichten und die Arbeit, fanden selbstverständlich am Bildschirm statt, am Schreibtisch, drinnen.

Das Draußen, das Wetter, das restliche Leben, und auch so etwas wie Kino, Theater, Bekannte, Freunde etc. – alles war seltsam abgemeldet und aus dem Blickwinkel gerutscht. Fast vergessen war es zwischendurch. Sogar das nach wie vor tägliche Einkaufen habe ich manchmal kaum mitbekommen, da ich dabei dermaßen angestrengt über andere Dinge nachgedacht habe. Mehrfach bin ich am Abend beim Rekapitulieren des Tages etwas überrascht gewesen, dass ich eingekauft und gekocht habe, ohne es groß mitzubekommen. Ich war stark abgelenkt.

Beschwerden über das Essen gab es hier allerdings nicht. Nach fast 18 Jahren Familie kocht man Rahmspinat und dergleichen wohl auch auf Autopilot einigermaßen gelingsicher.

In der nächsten Woche, ich sehe es gerade in der Wetter-App, steigen die Temperaturen, wird es vermutlich zweistellig zugehen. Ab dem Freitag, wenn es programmgemäß läuft.  Da dann vielleicht anfangen, wieder mehr rauszugehen? Wieder öfter nachsehen, was da eigentlich so ist, vor dieser Tür. Und auch, wenn ich schon dabei bin, wie das vielleicht zu beschreiben ist.

Ja, mach nur einen Plan.

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Der große Freundeskreis Elizabeth Strout hat vielleicht auch etwas für ihre Kollegin Anne Tyler übrig, ich würde es einigermaßen naheliegend finden. Im Guardian gibt es eine lange Rezension ihres letzten Romans „Three days in June“, den es auch schon auf Deutsch gibt, Drei Tage im Juni. Im Artikel sehe ich ein schönes Zitat von Anne Tyler:

“It’s just that over and over again I am really struck by how ordinary people get through their day. Sometimes it almost strikes me as a sort of miracle. The mass of men lead lives of quiet desperation. People don’t have a lot to hope for in average lives and yet they make do, and on the whole they behave, they behave very well. That is pretty amazing.”

Da dürfen wir uns also alle angesprochen fühlen, die wir uns im Großen und Ganzen gut benehmen und einigermaßen klarkommen. Und wir können es auch bestätigen: It is pretty amazing, isn’t it.

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Garrett Graff fasst uns wieder in der Rolle des William Boot die Woche in den USA zusammen. Es kostet weiterhin Mühe, der Wirklichkeit hinterher zu kommen, da helfen solche Aufsätze. Und ich hoffe wirklich, er macht so weiter, ich finde die Reihe großartig.

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Das Folgende ist nur interessant, wenn Sie (noch) Neigung haben, dem Zeitgeschehen auf der grundsätzlichen, theoretischen und deutenden Ebene zu folgen. Wofür man auch erst einmal Zeit haben muss, ich weiß, siehe oben. In der Reihe „Sein und Streit“ beim Deutschlandfunk gibt es jedenfalls gerade eine Folge zur Politik der Disruption. Inklusive Begriffs- und Geschichtsklärung: Die Sehnsucht nach dem großen Bruch.

Ein Aufkleber an einem Laternenpfahl: Kein Hass

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