Gänseblümchen, Altlinke und die eigene Scheinheiligkeit
***
Die Herzdame und ich bereiten gerade den Vortrag auf der Blogfamilia vor, weswegen wir die Abende gemeinsam an einem Schreibtisch verbringen, das ist auch mal originell. Denn normalerweise sitzen wir in getrennten Zimmern an getrennten Projekten, Arbeiten, Texten, Organisationsdingen, was auch immer. Gestern haben wir gemerkt, dass das gemeinsame Arbeiten sogar überraschend gut klappt, wir denken jetzt ernsthaft darüber nach, abends öfter mal miteinander zu reden. Auch über andere Themen, über das Wetter oder so. Immer flexibel bleiben!
***
Ich bin jetzt Besitzer einer Kornelkirsche, vor einem Jahr hätte mir das Wort noch gar nichts gesagt. Ich hätte auch nicht gewusst, dass man es auf der zweiten Silbe betont und dass es aus dem Lateinischen kommt, Latinum hin oder her, von wegen fürs Leben gelernt, sic transit gloria mundi und so. Jetzt steht da also eine junge Kornelkirsche auf dem Balkon und wartet auf ihren Platz im Garten, es sind sogar schon viele winzige Früchte dran. Toll. Die Kornelkirsche ist ökologisch super, vielleicht heißt sie deswegen bei den Schweizern auch Tierlibaum. Tierlibaum, wie süß ist das denn! Ich denke mir das übrigens nicht aus, laut Wikipedia sagen die das da wirklich. In Österreich wiederum heißt das Gewächs Dirndlstrauch, aber wo ist da jetzt der Zusammenhang? Warum Dirndl? Rätselhaftes Österreich, nicht nur in der Politik.
Zwei Kornelkirschen wären übrigens besser, liest man jedenfalls, aber in der Schrebergartenanlage wird schon irgendwo eine zweite stehen, vielleicht sogar hinter der nächsten Hecke. Ich habe bei allen Pflanzen, die zur besseren Befruchtung ein zweites Exemplar benötigen, beschlossen, dass dieses zweite Exemplar genau hinter der nächsten Hecke steht. Ich muss jetzt natürlich gut aufpassen, die Leute hinter der nächsten Hecke nicht versehentlich kennenzulernen, sonst könnte diese herrlich einfache Grundannahme nämlich durch zu besichtigende Tatsachen massiv gefährdet werden, und dann müsste ich Pflanzen nachkaufen. Egal, es geht jedenfalls voran.
Dafür scheint aber der Pfirsich hin zu sein, that escalated quickly.
***
Stelle zum wiederholten Male fest, dass mir dieses Konzept „Beruf & Arbeit“ dauernd bei allem im Weg ist.
Wirklich ausgesprochen lästig.
— Max.Buddenbohm (@Buddenbohm) 26. April 2018
***
Und damit gute Nacht.
Vermutlich führt der Name des Dirndlstrauches von dem alten Wort “tirn“ (=Dorn) her.
Quelle: Servus Magazin
Liebe Grüße aus Österreich!
Heul! Ich glaube, mein kleiner Zierapfel ist auch tot. Der ganze Stamm ist freigelegt! Ich habe da so einen Verdacht… Wühlmäuse!
Gruß Margit
Bitte beachten! Mein Blog ist umgezogen! Ich bin jetzt unter http://www.margeranium.de erreichbar. Bitte den Link zu mir berichtigen! Danke!
https://…. natürlich! Man tut ja, was man kann für die neue DSGVO!
Gruß Margit
Aber er hat keine …
@Margit: Erledigt.
So schnell sollte das bei einem Pfirsich aber nicht gehen, ausser Sie haben ihn verdorren lassen (was ich mir nicht vorstellen kann). Ich würde ihn reklamieren (bzw. mal am Stämmchen ziehen, wenn es Wühlmäuse waren, kommt er so raus).
Nee, sitzt noch fest. Ich warte noch ab.
@Michaela: Das Servus Magazin ist zwar in Sachen Tradition, Kultur und Brauchtum eine immer gute und verlässliche Quelle, in diesem Fall tippe ich aber eher auf eine Herleitung aus den slawischen Nachbarlanden: „Im Sprach-Brockhaus (1940, S. 121) wird unter ,das Dirndl’ 2) Kornelkirsche auf ,Dürlitze’ verwiesen: die Dürlitze, Dürnde, M Kornelkirsche (oberd.). Man vergleiche weiter tschechisch Drin, Drin — Hartriegel, Drinka — Kornelkirsche (Neumann, Tschech. Familiennamen in Wien, S. 51).“ (http://burgenlandflora.at/wp-content/uploads/korkisch.pdf). Ähnliches findet sich auch hier: https://www.jewiki.net/wiki/Kornelkirsche#Sprachgeschichte.
Immerhin liegt ja die Heimat der Dirndl in diesem sprachlichen Einzugsgebiet, im Mostviertel.
Dorthin, Herr Buddenbohm, könnten Sie übrigens bei der nächsten Anfahrt ins Südtirolische einen Schlenker machen. Eine ganze Genuss Region zum Dirndl finden Sie dort, die Pielachtaler Dirndl. Sehr empfehlenswert. Vor allem die hochprozentigen Dirndlprodukte.
Gruß aus Österreich, aus dem ich auch als Einheimische nicht immer schlau werde.
Die Herleitung aus dem Slawischen ist wohl vorherrschende Meinung – Zitat aus Manfred A. Fischer: Botanisches Österreichisches Deutsch, in: Muhr/Sellner, Zehn Jahre Forschung zum Österreichischen Deutsch, 2006:
„Frühslaw. *dern? (STEINHAUSER 1978), bei TSCHINKEL / HORNUNG (1976)
„*dern?“, dazu die slawischen Namen slowen. und serb. dren, bosn.-kroat.
drijen, bulg. ????, tschechisch d?ín, russ. ?????. Diese Namen könnten auf
indoeurop. *dherno- mit der Grundbedeutung „hart, fest“, zurückgehen, das
verwandt ist mit lat. firmus (BER 1971), was zum auffallend harten Holz des
Dirndlstrauchs sehr gut passt, der deswegen bis heute geschätzt wird. Nach
STEINHAUSER (1978: 105–106) wurde der slawische Stamm – aus
lauthistorischen Gründen vor 750 – ins Althochdeutsche als tirnpoum
entlehnt, worauf gottscheeisch tirn zurückgeht. Die ostösterr. Diminutivform
Dirndl für die Frucht dieses Gehölzes (Strauch bis kleiner Baum) entspricht
der frühslawischen Ableitung *dernica, ahd. *tirniza, mhd. tirnize,
mittelbairisch direnze, im 14. Jh. belegt als direnzen und in manchen
bairischen Dialekten als Dirlitze weiterlebend.“